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In Deutschland eroberte "Die Partei", gegründet von Mitarbeitern des Satire-Magazins "Titanic", mit dem Slogan "Ja zu Europa, Nein zu Europa" ein Mandat im Europäischen Parlament. Da sich die Truppe nur "einen Karl" machte, prüft sie nun, die Abgeordnetenstelle monatlich rotieren zu lassen.
In Island wurde vor vier Jahren ein Musiker und Clown zum Bürgermeister von Reykjavik gewählt. Seine Spaßtruppe sanierte die Finanzen der Hauptstadt. In Italien ist der Komiker Beppe Grillo zur politischen Größe geworden, auch wenn niemand weiß, was er eigentlich will - nicht einmal er selbst.
In Österreich hätten es solche Spaßparteien schwer, da in der echten Politik öfters unfreiwillige Komik steckt, die nur schwer zu übertreffen ist. Der Brief eines Finanzministers an zahlungswillige Reiche, dass er deren zusätzliche Steuer-Bereitschaft "leider ablehnen" müsse, gehört wohl dazu.
Dass sich FPÖ-Chef HC Strache mit einem russischen Nationalisten trifft, dessen Ziel die Zerstörung der EU ist, fällt zwar in die Kategorie schwarzer Humor, ist aber auch schwer zu übertreffen. Der Auftritt von Finanz-Staatssekretärin Sonja Steßl in der "ZiB 2" wurde auf Twitter mit dem Spruch begleitet: "Die beste Maschek-Folge seit langem." Auch nicht ganz falsch.
Dem zugrunde liegt eigentlich eine Politik, die Ruhe zum Gestaltungsprinzip erhoben hat. Nun wurde zwar schon mehrfach bewiesen, dass dies nicht funktioniert, aber was kümmert Satire die Wirklichkeit?
Solange sich dies alles im Rahmen bewegt, ist nichts dagegen einzuwenden. Es entspricht durchaus dem Wesen der Österreicher, Augenzwinkern und "Schau ma mal" zu vereinen.
In der Politik ist dies allerdings fatal, wenn es um die wesentlichen Dinge geht. Die Funktionstüchtigkeit des Bankwesens gehört zu diesen wesentlichen Dingen. Spätestens seit der Hypo Alpe Adria sollte allen klar sein, dass langes Zuwarten auch immens teuer sein kann. Nun laufen die Volksbanken in ein Kapital-Problem, aus dem es so leicht kein Entrinnen gibt. Was tut die Regierung?
Deren Spitze hat am Freitag bei der Tagung des Städtebundes ein Bekenntnis zum Finanzausgleich abgelegt. Frei nach dem Motto: "Ja zur Reform, Nein zu Reform." Dafür wird man neuerdings gewählt, allerdings in Deutschland.