)
Die Art und Weise, wie ein geplanter Mordanschlag auf den saudischen Botschafter in Washington aufgedeckt wurde, ist beunruhigend.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Nun muss sich also womöglich jedes Mitglied der Quds Force und jeder Al-Kaida-Schläfer davor fürchten, dass er mit seinen Anschlagsplänen an einen DEA- oder FBI-Informanten gerät. Und diese Paranoia ist bestimmt nur zum Besten. Sorgen macht mir allerdings die Art, wie die USA potenzielle heimische Terroristen "heraussticheln". Weiter angewachsen sind diese Bedenken nach der Anklage des US-iranischen Händlers Mansour Arbabsiar, der einen Mordanschlag auf den saudischen Botschafter in Washington geplant haben soll.
Dass die Iraner fähig zu einem solchen Hochrisikoanschlag sind, daran habe ich keinen Zweifel. Auch nicht daran, dass die Beschuldigten die zur Last gelegten Aussagen tatsächlich gemacht haben. Es ist ein schauriger Fall. Besonders beunruhigend daran ist - wie bei so vielen anderen US-Terrorfällen -, dass er bloß durch einen glücklichen Zufall aufgedeckt wurde. Arbabsiar soll versucht haben, die Quds-Force-Führung in Teheran mit seinen Verbindungen zur mexikanischen Drogenmafia zu beeindrucken - und dabei an einen Informanten der US-Drogenbehörde DEA geraten sein.
Je mehr Details ich nun erfahre, umso mehr erinnert mich Arbabsiar an das, was Geheimdienstmitarbeiter manchmal einen "Hausierer" nennen: eine Art Schmalspurganove, der eine Pechsträhne hat und sich als freischaffender Anschlagplaner Einnahmen zu verschaffen versucht.
Erschreckend ist, dass die iranische Quds Force, die als Eliteeinheit gilt, mit einem derart unberechenbaren Charakter zusammenarbeitet. Aber solche komischen Käuze tauchen in US-Terrorfällen immer wieder auf. Zum Beispiel Rezwan Ferdaus, ein US-Bürger aus Bangladesch, der Undercover-FBI-Agenten gegenüber damit geprahlt haben soll, mit Sprengstoff gefüllte Modellflugzeuge ins Pentagon und ins Capitol steuern zu wollen. Agron Hasbajrami wiederum, ein albanischer Immigrant, unterstützte Terrorgruppen in Pakistan. Das FBI hörte mit, als ihm ein FBI-Informant seine Hilfe anbot. Als Hasbajrami am JFK-Flughafen das Flugzeug in die Türkei besteigen wollte, wurde er verhaftet.
FBI und DEA gebührt Lob für geschickte Operationen. Dennoch wäre es besser, etwas über Anschlagspläne zu erfahren, weil man zum Kern des Gegners vorgedrungen ist, nicht durch das Aufgreifen eines vagabundierenden Mitarbeiters oder eines Möchtegerns an der Peripherie.
Es ist wichtig, solche unbedeutenden Figuren nicht mit echten Anschlagsplanern zu verwechseln, die Monate brauchten, um die Terroranschläge vom 11. September 2001 zu organisieren. Denn die Gefährlichsten sind jene, die in keine Falle gehen, Informanten gegenüber nichts ausplaudern und keine offenen Telefonleitungen benutzen, um ihre Pläne zu besprechen.
Schlampige Terroristen verfangen sich schnell in den Stacheln der Exekutive, aber wir sollten diese Erfolge nicht mit tiefer gehenden, fortlaufenden Geheimdienst-Operationen verwechseln, mit denen man die Vorsichtigeren erwischen kann. Und schließlich, wenn sich die Quds Force mit einem Versager wie Arbabsiar abgibt - wen könnten sie sonst noch in der Leitung haben?
Übersetzung: Redaktion