Der Dschinn ist Europäern vor allem in blauer oder weiblicher Form bekannt - als Aladdins Flaschengeist aus dem Hause Disney oder als | bezaubernde Jeannie aus der gleichnamigen Fernsehserie aus den 60er Jahren. Ob blond oder gezeichnet, der Dschinn fällt im Abendland eindeutig in die Kategorie Kindermärchen oder Fantasieprodukt.
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In der arabisch-islamischen Welt sieht die Sache anders aus. In Syrien etwa sind diese Wesen sehr real, besagt eine Studie der Sozialanthropologie der Akademie der Wissenschaften. Dschinns dienen der Studie zufolge vor allem als Erklärungsversuch für Unerklärliches. Sie treten meist in Folge von menschlichen Fehltritten auf, einige dieser Wesen kann man überlisten und für eigene Zwecke unterwerfen. Der Umgang mit ihnen gilt generell als gefährlich für den Menschen. Auch wenn man diese Geister nicht sehen oder fassen kann, dienen sie als Erklärungsmodell - für die Folgen der Globalisierung etwa oder die Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen. Damit werden sie zumindest zur sozialen Realität.
Wie wirklich ist die Wirklichkeit?, fragte sich nicht erst Paul Watzlawick in seinem berühmten Buch. Das westliche, kühl rationale Erklärungsmodell ist für und Europäer meist der Weisheit letzter Schluss. Sicher jedoch nicht das einzige oder gar umfassendste Werkzeug, um die Welt zu verstehen.