Zum Hauptinhalt springen

Die Realität sinkt bei Facebook ein

Von Bernhard Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Dass Facebook und Co. zwar überall auf der Welt mit Werbungsverkauf lokale Milliardengeschäfte machen, die Steuer dafür aber, ordentlich optimiert, in Billigländern zahlen, ist kein Geheimnis. Dass sich das die Staaten seit mittlerweile mehr als zehn Jahren, bis auf wenige rühmliche Ausnahmen, gefallen lassen, ist schon mehr als erstaunlich. Nachdem nun doch etliche Länder nicht mehr bereit sind, auf supranationale Regelungen zu hoffen, und ihre eigenen Gesetze machen, ist nur logisch. Nun, wo die Schlupflöcher tatsächlich gestopft werden sollen, hat man auch bei Facebook erkannt, dass die Europäer nicht länger so blöd sind, sich alles gefallen zu lassen. Der Gigant aus Kalifornien will nun nachgeben, und zumindest Teile der Steuer freiwillig lokal abführen. Doch der Teil ist überschaubar: Zahlen will man nur in jenen Ländern, in denen man auch ein lokales Büro hat. Und dort auch nur jene Werbung, die von lokalen Angestellten verkauft wurde. Das ist freilich eine neuerliche Provokation. Denn das Gros der Werbung wird völlig ohne jedes Zutun des Tech-Konzerns per Click verkauft. Ohne Verkäufer und ohne Büro. Wenn Facebook ernsthaft glaubt, damit einer ordentlichen Regelung im Sinne der Steuergerechtigkeit entkommen zu können, hält man die Europäer wohl für noch blöder als bisher gedacht. Der Vorschlag ist zu dünn und kommt zu spät. Facebook sollte endlich akzeptieren, dass die Zeit des Netz-Wilden-Westens vorbei ist. Man ist heute ein normales Medienunternehmen, das ganz normal seine Steuer abführen muss - so wie alle anderen auch. Nicht mehr und nicht weniger.