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Die Rebellen der Gruppe Abu Sayyaf sind für ihre Brutalität berüchtigt

Von Jill Hazelton

Politik

Manila - Die philippinischen Rebellen der Abu Sayyaf sind für ihre Brutalität berüchtigt. Zwei philippinische Geiseln einer im März von der Insel Basilan entführten Gruppe wurden als "Geburtstagsgeschenk" für Präsident Joseph Estrada geköpft. In ihrem Kampf für einen eigenen islamischen Staat in der Region Mindanao enthauptete die Gruppe verwundete Regierungssoldaten oder stach ihnen die Augen aus. Es kursieren außerdem Berichte, wonach einer weiblichen Geisel die Brüste abgeschnitten worden sein sollen.


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Weltweite Aufmerksamkeit erregte Abu Sayyaf mit der Entführung von 21 Menschen vom malaysischen Taucherparadies Sipadan auf die philippinische Insel Jolo. Seit mehr als zwei Wochen befinden sich die völlig erschöpften und kranken Geiseln in der Gewalt der Rebellengruppe, über die nur wenig bekannt ist.

In der Vergangenheit griff Abu Sayyaf Kirchen an und entführte und tötete ausländische Missionare. Die Gruppe wird auch für einen Angriff auf eine philippinische Kleinstadt im Jahre 1995 verantwortlich gemacht, bei dem 53 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt wurden. 1991 tauchte die Gruppierung auf, die aus einer 1972 von iranischen Fundamentalisten gegründeten Gruppe hervorging.

Sie verwendeten den Spitznamen des Gründers Abdurajak Abubakar Janjalani, der in Libyen, Syrien und Saudiarabien den Islam studierte. Er kämpfte in Afghanistan und kehrte in seine Heimat zurück, um zu predigen und später auch zu kämpfen. Ende 1998 wurde er bei Auseinandersetzungen mit der Polizei getötet. Sein Bruder Khadaffy übernahm schließlich die Kontrolle der Gruppe.

Abu Sayyaf, das übersetzt Vater des Schwertes bedeutet, werden Verbindungen zu dem mutmaßlichen Terroristen Osama bin Laden nachgesagt, der von den USA für die Attentate auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania gesucht wird. Im August 1998 wurden dabei 224 Menschen getötet. Abu Sayyaf besteht mehrheitlich aus jungen Männern.

Außer den in Malaysia entführten Touristen haben die Rebellen derzeit noch acht Filipinos, meist Kinder, in ihrer Gewalt. Diese acht gehören zu der Gruppe von 50 Menschen, die am 20. März aus einer Schule entführt wurden. Die Reihen dieser Geiseln haben sich durch Rettungsaktionen, Freilassungen, aber auch durch Morde gelichtet. Für ihre Freilassung hatte Abu Sayyaf die Entlassung von drei Terroristen aus US-Gefängnissen gefordert. Doch nach offiziellen Angaben ließ die Gruppe einen Bankangestellten laufen, nachdem dessen Familie 200.000 philippinische Pesos (rund 77.000 Schilling) an die Entführer gezahlt hatte.

Das US-Außenministerium schriebt in seinem Terrorismus-Bericht 1999, es sei schwierig, zwischen politischer und krimineller Motivation bei terroristischen Aktionen auf den Philippinen zu unterscheiden. Die moslemische Minderheit in der Region Mindanao - der überwiegende Teil der Bevölkerung sind Katholiken - bezieht ihren Stolz aus dem jahrhundertelangen Widerstand gegen den Kolonialismus.