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"Die Rechnung präsentiert der Gast"

Von Christina Mondolfo

Wirtschaft

Der Dezember 2002 brachte für die skihungrigen Urlauber in Österreich eine herbe Enttäuschung - es gab kaum Schnee. Regionen und Hotels, die über Zusatzangebote wie Hallenbad oder Wellness verfügen, mussten sich trotzdem um Stornierungen kaum Sorgen machen. In Gebieten ohne Alternativen zum Skisport traten allerdings etliche Urlaubsgäste ihre wohlverdiente und langersehnte Erholung gar nicht erst an.


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Denn Regionen, die keine zusätzlichen Angebote vorweisen könnten, wären künftig touristisch nicht relevant: "Die Rechnung präsentiert der Gast," betonte Arthur Oberascher, Geschäftsführer der Österreich Werbung (ÖW), gestern vor Journalisten. Besonders der Wellness-Bereich liege der ÖW besonders am Herzen. Deshalb solle diese Angebotsschiene heuer ausgebaut und verstärkt promotet werden.

Doch trotz des Fehlens der weißen Pracht im Dezember zeigt die ÖW Optimismus: Man werde in der laufenden Wintersaison 2002/03 die prognostizierte Wertschöpfungssteigerung von 5% halten können, so Oberascher.

Im Gesamtjahr 2002 stieg trotz Hochwasser und Wirtschaftsflaute die Zahl der Nächtigungen um 1,3% auf 116,6 Millionen, die der Ankünfte legte um 1,6% auf 27,3 Millionen zu. Die touristische Wertschöpfung erhöhte sich um 3,6% auf 20,8 Mrd. Euro. Nach Jahren sinkenden Marktanteils von 9 auf 5% sie dieser laut Tourismusinstitut IPK auf 6% gestiegen, freute sich der ÖW-Geschäftsführer.

Neue Partner für die ÖW?

Nach der Ankündigung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), ab 2004 die ÖW-Mitgliedsbeiträge senken zu wollen, sei die ÖW nun auf der Suche nach einem neuen Finanzierungsmodell. Dabei schließe er, Oberascher, auch eine Teilprivatisierung nicht aus. Er könne sich durchaus vorstellen, einen Partner aus der Industrie zu 20% hereinzunehmen. Eine Teilprivatisierung hänge aber auch von der künftigen Regierung ab, dazu müsse sich der Wirtschaftsminister äußern.

Die WKÖ ist zu 25% an der ÖW beteiligt, der Bund zu 75%. Die WKÖ zahlte im vergangenen Jahr 8 Mill. Euro als Mitgliedsbeitrag an die ÖW, der Bund knapp 24,1 Mill. Euro. Die Eigenerlöse, die zu einem Drittel aus den Ländern kommen und zu zwei Drittel u.a. aus Kooperationen mit der Privatwirtschaft, stiegen 2002 um 69% auf 12 Mill. Euro. Das Gesamtbudget der ÖW betrug 45,7 Mill. Euro, heuer sollen es 46,2 Mill. Euro sein.

Focus auf die Jugend

Da bereits knapp 18% der Gäste unter 29 Jahre seien, müsse man das Augenmerk verstärkt auf den Jugendtourismus richten, sagte Oberascher. Dabei könnten die 1- und 2-Stern-Betriebe, die besonders unter Gästeschwund leiden würden, mit EU-Geldern zu speziellen Jugendbetrieben aus- bzw. umgebaut werden. Gemeinsam mit der WKÖ und dem Wirtschaftsministerium werde heuer ein Programm zur Förderung von Jugendhäusern erarbeitet. Dazu ist im Mai ein Jugendkongress geplant.

Neue Vertriebskanäle

Viel vorgenommen hat sich die ÖW für heuer: So sollen u.a. neue Vertriebskanäle, z.B. über Internet oder über Reiseveranstalter, erschlossen werden. Weiters sollen die Kooperationen mit den einzelnen Bundesländern sowie den Betrieben ausgebaut werden. Oberascher will die ÖW aber auch als Wissensagentur positionieren, die allen anderen Tourismusunternehmen offenstehen soll.

Die Trennung von Sommer- und Wintertourismus soll künftig aufgehoben, der Ganzjahrestourismus über Wellness und Kultur beworben werden. Auch sollen die Märkte nicht mehr nach geografischen, sondern nach grenzüberschreitenden Neigungen angesteuert werden.