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Die Reformstaaten holen auf

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die Reformstaaten holen trotz vielfältiger Probleme wirtschaftlich langsam auf. Doch immer noch fehlt es an rechtsstaatlichen Strukturen, welche Investitionen im Osten risikoärmer und somit attraktiver machen.


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So lautete der Tenor bei der gestern gestarteten zweitägigen Ost-West-Konferenz "Completing Transition: The Main Challenges", die von der Österreichischen Nationalbank (OeNB) und dem Joint Vienna Institute (JVI) veranstaltet wurde. Zur Diskussion stand die ökonomische Entwicklung sowohl der EU-Beitrittskandidaten als auch der restlichen Oststaaten einschließlich Russlands.

Als prominenter Eröffnungsredner war WTO-Generaldirektor Mike Moore gekommen. Der Neuseeländer meinte, dass die Mitgliedschaft zur Welthandelsorganisation den freien und transparenten Handel sichere: "Wichtige Abkommen für die Liberalisierung des Handels mit Agrarprodukten und Dienstleistungen stehen kurz vor ihrem Abschluss. Viele Reformstaaten sind gewichtige Produzenten von landwirtschaftlichen Produkten, sie und alle anderen werden von billigerer und ausgiebiger Nahrung profitieren." Im kommenden Jahr, so der WTO-General, hoffe er, Fortschritte bei den Beitrittsverhandlungen mit Russland und der Ukraine erzielen zu können.

Hauptthema war der schwierige Transformationsprozess, in dem sich unsere östlichen Nachbarländer nach der politischen Wende befinden. "Erstmals seit 1989 verzeichnen im Jahr 2000 alle Reformländer ein positives Wirtschaftswachstum", lautete die optimistische Nachricht von OeNB-Vizegouverneurin Gertrude Tumpel-Gugerell. Auch konnte die galoppierende Inflation in vielen der WTO-Beitrittskandidaten, wie z.B. Armenien, gestoppt werden.

"In Armenien konnte die Inflation im Jahr 2000 auf Null reduziert werden", erklärte Gagik Arzumanyan, stellvertretender Finanzminister Armeniens. Er verwies auf Inflationsraten von mehr als 1000% in den 90er Jahren. Ein Hauptproblem der kleinen Republik sei das Fehlen von Rohstoffen, somit bliebe als einzige Ressource das "Humankapital". Auch gebe es eine Zusammenarbeit mit Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank. Arzumanyan zeigte sich jedoch gegenüber den auferlegten Strukturprogrammen skeptisch: "Diese Finanzinstitutionen glauben nicht, dass die Schuldnerländer von sich aus Reformprogramme entwickeln können." Als Wink an die Industrieländer vermerkte er: "Auch die reichen Länder müssen sich ändern, sie müssen die Märkte auch für die ärmeren Länder öffnen."

Korruption und fehlende Rechtssicherheit seien vor allem in Russland die größten Herausforderungen für die Wirtschaft, betonte Ricardo Lago, Chefökonom der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), auch in Hinblick auf die Notwendigkeit des voranschreitenden Privatisierungsprozesses.