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Zweieinhalb Jahre Teamchef-Dasein können schon ziemlich tief in die österreichische Volksseele blicken lassen. Insofern hielt sich die Überraschung Marcel Kollers über die Enttäuschung, die in den öffentlichen Reaktionen auf das 1:1 gegen Schweden zum Auftakt der EM-Qualifikation mitschwang, in überschaubaren Grenzen. Er kenne das jetzt eh schon, "entweder man ist himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt und am Raunzen", sagte er und mahnte Geduld und Ruhe vor den weiteren Spielen ein. "Der Gruppensieg oder die Qualifikation wird nicht am ersten Tag entschieden", erklärte er. Natürlich hat er damit recht. Und genauso wenig wird die Qualifikation nur in den Partien gegen die direkten Konkurrenten wie eben Schweden entschieden. Vielmehr sind oft jene Spiele vorentscheidend wie das nun gegen Moldawien anstehende. Wenn man sich gegen die schwächer eingestuften Mannschaften einigermaßen souverän präsentiert, kann man sich gegen die Großen den einen oder anderen Ausrutscher leisten, man kann kontinuierlich Punkte sammeln, Selbstvertrauen tanken und die direkten Gegner unter Druck setzen. Genau das ist Österreich zuletzt nicht immer gelungen, man denke nur an das Spiel gegen Kasachstan vor zwei Jahren, das noch immer wie ein Stachel im Fleisch der Österreicher sitzt.
Damals verwandelte sich die Mannschaft zusehends in einen aufgescheuchten Hühnerstall und musste sich am Ende mit einem 0:0 begnügen. Gegen Schweden habe Koller nun eine Elf gesehen, die sich gerade in dieser Hinsicht weiterentwickelt habe, die "weiter versucht hat, Fußball zu spielen und die Lücke zu finden". Dass es dennoch nicht zum Sieg gereicht hat, ist verkraftbar. Und selbst wenn es auch am Donnerstag nicht klappen sollte, wäre die Qualifikation damit nicht gelaufen - doch das obligatorische Raunzen verständlich. Denn die wahre Reife zeigt sich in jenen Spielen, die von der Qualität her gewonnen werden müss(t)en. Wie gegen Moldawien.