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Die relative Wahrheit der Drogenberichte

Von Werner Grotte

Analysen

Welche DrogenToten zählt man wie? | Das Innenministerium veröffentlichte in der Vorwoche den "Drogenbericht 2005". Tendenz: positiv. Das Gesundheitsministerium präsentierte diese Woche den "Drogenbericht 2004". Tendenz: negativ. Wer sich dadurch verunsichert fühlt, kann sicher sein: Das sind die Veröffentlicher auch, zumindest jene im Gesundheitsbereich.


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Denn abgesehen von der angeblich zu langsamen Gerichtsmedizin, die Tote jahrelang liegen lässt: Die EU erhebt ihre Drogendaten im November für das Jahr zuvor und präsentiert sie im Jahr darauf. Der Welt-Drogenbericht hinkt in seiner Aktualität gar zwei Jahre hinten nach. Wer da noch Trends oder Zahlen einheitlich vergleichen möchte, gibt bald auf.

Auch in Österreich verzeichnet man bei Drogentoten seit Jahren eine Art Wellenbewegung: 1995 etwa war mit 250 Toten das bisher schlimmste Drogenjahr, im Jahr 2000 waren es 227 Tote, also immer noch um vier mehr als 2004. Dazwischen sank diese Zahl öfter auf bis zu 139 (2002).

Und nicht einmal jeder "Drogentote" ist echt: Jeden, der einmal beim Kiffen erwischt wird, den führt das Gesundheitsministerium fortan als "Drogenkonsument". Stirbt er an Überzucker, Krebs oder Unfall, gilt er als "Drogentoter". Wirklich tödliche Gift-Mischungen wiederum sind oft auf die (zusätzliche) Einnahme der höchst legalen Droge Alkohol zurückzuführen. Wir sehen: Nirgends sind Statistiken so relativ wie im Rauschbereich.