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Manchmal schlägt den ewigen Zweiten die Stunde. So ist es nun Karin Bergmann passiert. Viele Jahre war sie im Burgtheater tätig, in den verschiedensten Positionen, aber immer als die vielbeschworene rechte Hand eines "richtigen" Direktors. Erst Peymann, dann Bachler, kurz Hartmann. Aber es sind oft diese unsichtbaren Zweitbesetzungen, die sich als die Troubleshooter im Alltag bewähren müssen. Deshalb war es eine pragmatische und gute Entscheidung, Karin Bergmann als Interims-Direktorin für das gebeutelte Burgtheater zu bestellen. Natürlich kann man einwenden: Wäre es nicht noch besser, jemanden zu nehmen, der überhaupt nie auch nur in die Nähe von Hartmann und Silvia Stantejsky gekommen ist? Bergmann hat ja mit beiden noch zusammengearbeitet - betont aber, von dem "sogenannten System Stantejsky nicht das Geringste gespürt" zu haben.
Die Antwort auf diesen Einwand ist wohl einfach: Nein. Denn es braucht schon einen sehr erfahrenen Einblick, um ein Theater aus einer so massiven Krise zu holen. Das kann keiner, der sich erst ein halbes Jahr einlesen muss. Diesen Einblick hat jemand, der dort jahrelang in organisatorischer Position gearbeitet hat. Mit diesem Hintergrund ist Bergmann auch zuzutrauen, dass sie dem verunsicherten Ensemble das Vertrauen abringen kann, das sich in den letzten Wochen so verflüchtigt hat. Das würde kein externer Krisenmanager schnell hinkriegen. Schließlich verfügt sie auch über jene wichtigen Theater-Kontakte, die das Burgtheater endlich wieder in die Schlagzeilen bringen, die wünschenswert wären: weg von der buchhalterischen hin zur künstlerischen Kreativität.