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Die Eigentümerin ließ die Förderung aus dem Altstadterhaltungsfonds verfallen - das Haus darf aber nicht abgerissen werden.
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Wien. Nach dem negativen Abbruchbescheid des 1772 erbauten Hauses in der Josefstädter Strozzigasse 39 kommt Bewegung in die Sache. Die Eigentümerin hat ein Architekturbüro beauftragt. Das gibt auch den Anrainern Hoffnung, die Unterschriften für die Restaurierung des Hauses sammeln.
"Reiß dich zamm", ist in weißen Buchstaben auf der grünen Eingangstüre neben dem Schriftzug des berühmt-berüchtigten Sprayers Puber zu lesen. Was als Botschaft der Abrissgegner an die private Eigentümerin des Hauses in der Strozzigasse 39 missverstanden werden könnte, ist schlichtweg eines von vielen Graffiti an der Fassade des seit Jahren leerstehenden Hauses. Das Bauwerk hat eine lange Geschichte, die auch den Bezirk seit Jahren beschäftigt.
Schlagzeilen machte das 1772 errichtete Haus - das etwa neben jenem in der Strozzigasse 3, der Josefstädter Straße 37 oder Lange Gasse 37 zu den theresianischen Bauten zählt - mit der Besetzung durch ein feministisches Kollektiv im Mai 2015. Die Strozzigasse 39 ist eines der ältesten erhaltenen Bauwerke im Bezirksteil. Es ist allerdings laut Bezirksvorstehung Josefstadt auch das einzige Gebäude im Grätzel, das nicht saniert ist. Dem Bezirk sind rechtlich gesehen die Hände gebunden, Bezirkspolitiker können nur immer wieder auf den drohenden Verfall des Haues aufmerksam machen. Mehr nicht.
Fest steht, der kolportierte Abriss des Wohnhauses ist zum jetzigen Zeitpunkt vom Tisch. Die Vorgeschichte: Im November 2015 wurde das Abrissansuchen der Eigentümerin von der zuständigen Baupolizei nicht genehmigt. Das Haus steht zwar nicht unter Denkmalschutz, befindet sich aber laut Bebauungsplan in einer Schutzzone, was bedeutet, dass in der Bauordnung festgehalten ist, das Ensemble zu erhalten.
69.000 Euro nicht abgeholt
Die Anrainer der Strozzigasss 39 und auch der Bezirk befürchten nun, dass das baufällige Haus nicht saniert wird. Der aktuelle Anlass: Die vom Beirat des Wiener Altstadterhaltungsfonds vor einem Jahr einstimmig genehmigte Fördersumme wurde von der Eigentümerin nicht abgeholt. Wie das Büro des Kulturstadtrates Andreas Mailath-Pokorny, in dessen Ressort der Altstadterhaltungsfonds fällt, bestätigt, handelt es sich um eine Summe in der Höhe von 69.000 Euro. "Das Geld gibt es, es würde zur Verfügung stehen. Wenn es nicht abgeholt wird, können wir nichts machen", sagt Renate Rapf, Mediensprecherin von Mailath-Pokorny.
Beim Altstadterhaltungsfonds, der seit 1972 Förderungen in der Höhe von 243 Millionen Euro für die Altstadterhaltung zur Verfügung gestellt hat, hat die Baupolizei die Fäden in der Hand. Die Baupolizei meldet erhaltungswürdige Projekte, die MA 19, zuständig für Architektur und Stadtgestaltung, prüft das Ansuchen und die MA 25, die Abteilung Stadterneuerung und Prüfstelle für Wohnhäuser, legt die Summe fest. Die Förderung wird erst nach der Sanierung und nach einer Prüfung, die mit fachlicher Begleitung des Denkmalamtes einhergeht, ausbezahlt. "Vor ein paar Tagen hat der Bezirk die Information erhalten, dass die Förderung für die Strozzigasse 39 verfallen ist. Ich bin sehr verärgert, dass jemand mit Absicht ein wunderschönes Haus, das Bestandteil eines Ensembles ist, derart verfallen lässt. Ich unterstütze daher die Anrainer, die sich zusammengeschlossen haben, damit die Strozzigasse 39 endlich renoviert wird", sagt ÖVP-Bezirksvorsteherin Veronika Mickel-Göttfert. Die Anrainer haben in der Vorwoche zum Erhalt des Hauses eine Petition unter dem Titel "Für unsere schöne Josefstadt" gestartet. Die Unterschriften-Listen liegen in umliegenden Lokalen sowie in der Bezirksvorstehung Josefstadt am Schlesingerplatz 4 auf.
"Es ist ein Schandfleck"
"Wir leben dort, wir gehen jeden Tag vorbei, es ist ein Schandfleck", sagt Peter Schwarz gegenüber der "Wiener Zeitung", Schwarz wohnt seit 15 Jahren in der Strozzigasse und ist einer der Initiatoren der Petition. "Es geht uns darum, dass das einzigartige Ensemble erhalten bleibt. Es wäre schade, wenn das Haus verfallen würde. Wir hoffen, dass etwas in Bewegung kommt", sagt Schwarz. Die Hoffnung ist nun gegeben, denn die Eigentümerin hat das Architekturbüro "archiguards" beauftragt, die Konzeption zu übernehmen, wie auch Arnold Pastl bestätigt.
"Wissen Sie, wie hoch die laufenden Kosten sind, um die Substanz des Hauses zu erhalten? Da ist die Fördersumme nichts dagegen", sagt Pastl auf Nachfrage der "Wiener Zeitung". Es war eine rein rhetorische Frage, denn ohne Zustimmung seiner Auftraggeberin, der Eigentümerin des Hauses in der Strozzigasse 39, darf Pastl keinerlei Auskünfte über den Projektstand, den Zeitplan und die zukünftigen Pläne geben. Auch nicht darüber, ob das ursprünglich als Wohnhaus "Zur Freundschaft Christi" errichtete Gebäude auch weiterhin Wohnungen beherbergen werde oder nicht. Nachsatz: "Es handelt sich hier um ein Privathaus." Die Eigentümerin war bis zu Redaktionsschluss nicht erreichbar. Ob das Haus erhalten bleibe? Pastl bestätigt es weder, noch dementiert er es und weist daraufhin, dass der Abrissbescheid negativ ausgefallen sei. Der erste Schritt für die Rettung des Hauses. "Wir wollen jedoch nicht zusehen, wie es verfällt", sagt Anrainer Peter Schwarz.