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Vor allem Akkus sind noch zu teuer. | 2025 erst 3 Prozent Weltmarktanteil? | Frankfurt. Elektrisch - und sauber - fahren wir aus der Krise: Fast alle Hersteller präsentieren derzeit auf der Frankfurter Automobilausstellung Elektrofahrzeuge, erste Anbieter bereiten die Großserienproduktion vor. Die Priorität der künftigen Mobilität liegt zwar auch nach Meinung der meisten Experten klar auf der Elektrifizierung: "In zwanzig Jahren kommt kein Verbrennungsmotor ohne zumindest elektrische Unterstützung mehr auf den Markt", prophezeit etwa der VW-Zukunftstechnologie Wolfgang Steiger.
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Aber es geht alles viel langsamer - und teurer - voran, als suggeriert, warnt Steiger gleichzeitig: "Die völlig überzogenen Erwartungen von Politik und Öffentlichkeit sind eine Gefahr".
Deutsche Umweltschützer formulieren noch harscher: Der Wirbel um das Elektroauto diene der Autoindustrie lediglich als Etikettenschwindel in Sachen Klimaschutz, sagt der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DHU), Jürgen Resch. "Elektro-Autos sind ein Forschungsthema, aber wir werden noch viele Jahre brauchen, bis die Batterien bezahlbar sind und große Reichweite haben", so Resch. Bisher hätten die deutschen Hersteller nur "Placebo-Modelle" im Angebot - vor allem Studien von Supersportwagen und Kleinstserien für Elektro-Autos. Und sie kaschiere damit, dass sie viel zu wenig unternehme, um den Verbrauch klassischer Verbrennungsmotoren zu senken.
"Schon 2007 haben wir die Mär von der "grünen" Automobilausstellung gehört - und viele der damals angekündigten grünen Fahrzeuge sind nicht gekommen. So werde es auch jetzt mit den "emissionsfreien" Elektroautos sein: Mit Aufpreisen von 10.000 bis 30.000 Euro gegenüber gängigen Modellen würden sie keinen Markt finden.
Auch die Industrie selbst sieht eigentlich keinen schnellen Durchbruch für das Elektroauto. Das war das Fazit einer Diskussion der Entwicklungschefs der deutschen Hersteller am Rande der IAA in Frankfurt. VW-Vorstand Ulrich Hackenberg sagte, der Verbrennungsmotor werde in den nächsten 15 bis 20 Jahren noch eine dominante Rolle spielen. Reine Elektroautos erreichten laut VW-Prognose im Jahr 2020 nur einen Marktanteil von lediglich 1,5 Prozent. Es gebe noch viele Probleme, räumte er ein. Dazu zählten die Batterietechnologie, die Reichweite, der Preis und die Infrastruktur zum Aufladen der Batterien. VW will sein erstes Elektrofahrzeug - den Kleinwagen "E-Up" 2013 auf den Markt bringen.
Akku kostet 20.000 Euro
Noch immer setzen die elektrochemischen Eckdaten der Stromfahrt enge Grenzen, rechnet das Nachrichtenmagazin "Spiegel" vor: Die besten Lithium-Ionen Akkus wiegen immer noch fast 10 Kilo pro Kilowattstunde; 16 bis 20 Kilowattstunden sollen die ersten Kleinserienautos von Smart und Mitsubishi für an die hundert Kilometer Reichweite erzeugen; 160 bis 200 Kilo Akku - zum derzeitigen Preis von rund 20.000 Euro - für den Energieinhalt von rund zwei Litern Benzin . . .
Vor allem wegen der hohen Kosten wird das Elektroauto auch laut einer Studie der Münchner Unternehmensberatung Oliver Weymann im Jahr 2025 immer noch ein Nischendasein fristen: Bis dahin werde die neue Antriebstechnologie weltweit nur einen Marktanteil von rund 3 Prozent erreichen.

Eine Modellrechnung für ein Auto der Golf-Klasse für die ersten vier Jahre nach dem Kauf ergibt aus Wertverlust, Energiekosten und anderem derzeit Mehrkosten von 12.100 Euro für das Elektroauto. Erst 2025 - dann sollten laut der Studie die Akkus drei Mal so leistungsfähig sein wie derzeit und gleichzeitig um zwei Drittel billiger - dreht sich das Bild: Der Kauf des Elektroautos sei dann immer noch teurer, binnen vier Jahren Nutzungsdauer entpuppt es sich allerdings wegen der niedrigen Energiekosten als günstigere Variante mit Einsparungen von insgesamt 3500 Euro.
"Der Markt für Elektroautos wird wachsen, allerdings nur langsam", sind die Unternehmensberater angesichts ihrer Ergebnisse überzeugt: Am Elektroantrieb werde auf lange Sicht kein Weg vorbeiführen. Bis dahin gebe es aber einen nie gekannten Investitionsbedarf und nur geringes Ertragspotenzial für die Hersteller. Daher seien großzügige staatliche Förderprogramme unbedingt notwendig - bis zu 15 Milliarden Euro verteilt auf die nächsten zehn Jahre könnten in Deutschland erforderlich sein.
Staatliche Unterstützung und Anreizsysteme für "leistbare Elektro-Mobilität" erhofft sich auch die jüngst gegründete "Austrian Mobile Power"-Plattform, die bis 2020 an die 100.000 Elektrofahrzeuge auf Österreichs Straßen bringen will.
Beteiligt an der offenen Plattform sind der Verbund, Siemens Österreich, Magna, KTM, AVL und das Austrian Institute of Technology (AIT). Jeder Partner bringt sein spezifisches know how ein: Siemens kümmert sich um die Ladestationen, KTM hat Erfahrungen mit dem Bau leichter Fahrzeuge, AVL-List konzentriert sich auf die Batterie-Entwicklung. Und Magna Steyr hat mit dem ein in Graz entwickelten "mila.ev" sogar ein komplettes Elektroauto, das in kürzester Zeit in Serie produziert werden könnte.
"Im Verkehrssektor gehört eindeutig dem Elektroantrieb die Zukunft", ist Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber überzeugt. Die von Österreichs größtem Stromerzeuger koordinierte Plattform startet 2010 die Pilotphase mit einer Testflotte von 100 Fahrzeugen in einem noch zu auszuwählendem städtischen Ballungsraum. Ab 2012 sollen dann schon 1000 Elektrofahrzeuge auf Österreichs Straßen unterwegs sein.
Die Unternehmen wollen parallel zur Pilotphase Stromtankstellen und die dafür erforderliche Abrechnungssysteme implementieren. Zuerst werde man sich auf Firmenflotten oder Taxis konzentrieren, um schnell eine kritische Masse zu erreichen, so Anzengruber.
100.000 E-Autos 2020
Man erwartet ebenfalls, dass erst ab 2013 weltweit serienreife Elektrofahrzeuge zum Kauf oder via Leasing angeboten werden. Ab dann werden von der "Austrian Mobile Plattform" in einem sogenannten "Roll-out" 10.000 Fahrzeuge in der Modellregion angestrebt. Bis 2020 will die Plattform die Anzahl auf 100.000 Elektrofahrzeuge steigern. Insgesamt rechnet die Plattform mit langfristigen Investitionskosten von ungefähr 5 Milliarden Euro, davon vier Milliarden für die Fahrzeuge.
Diese Anzahl von Fahrzeugen benötigt laut Verbund jährlich 200 Gigawattstunden. Laut Anzengruber kann der Verbund den Mehrverbrauch leicht decken - und will das ausschließlich mit heimischer erneuerbarer Energie bewerkstelligen: "Elektrisch, erneuerbar, emissionsfrei - das ist unsere Vision von Mobilität".
Siehe auch:Die Weltverbesserung aus der Steckdose