Europa wird mit einheitlichem System überzogen. | Kontonummern künftig fast endlos lang - Verbraucherschützer warnen. | Wien. Überweisungen von einer Bank zur anderen haben bisher selbst im Inland oft tagelang gedauert. Und das im Zeitalter des Computers. In Zukunft sollen Geldtransfers schneller und billiger vonstatten gehen. Die EU will Bankkunden damit Gutes tun. Sie hat deshalb ein Projekt mit dem Namen Single European Payments Area (Sepa) ins Leben gerufen, das den Zahlungsverkehr im EU-Raum revolutionieren soll.
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Aufgezogen wird ein europaweit einheitliches System, über das die Banken den Zahlungsverkehr künftig abwickeln. Für das Sepa-System müssen freilich alle Kontonummern und Bankleitzahlen auf EU-Standard umgestellt werden.
Im Prinzip ist das schon geschehen. Denn bei Überweisungen ins Ausland sind neue internationale Formate - IBAN (Kontonummer) und BIC (Bankleitzahl) - bereits heute Pflicht.
In einem weiteren Schritt ist geplant, auch den nationalen Zahlungsverkehr an das europäische Sepa-System anzubinden. Spätestens ab 2013 - ein genaues Datum steht noch nicht fest - werden die alten nationalen Kontonummern und Bankleitzahlen dann durch IBAN (International Bank Account Number) und BIC (Bank Identifier Code) ersetzt. Damit bricht für Bankkunden schon bald eine neue Ära an, wenn sie im Inland Geld überweisen wollen.
Droht großes Chaos?
Der Haken bei der kommenden Umstellung: Kontonummern, aber auch Bankleitzahlen sind nach EU-Standard deutlich länger als ihre bisherigen Pendants auf nationaler Ebene. Verbraucherschützer in ganz Europa schlagen deshalb Alarm. Sie befürchten, dass viele Bankkunden mit den langen Zahlenkolonnen überfordert sein könnten und somit ein Chaos programmiert ist.
Beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) in Wien spricht man von einer "nicht gerade verbraucherfreundlichen Lösung". Das richtige Ausfüllen von Zahlscheinen etwa werde so erheblich erschwert - die Folge: höhere Fehlerquoten.
Eine Zahl mit 20 Stellen
IBAN und BIC sind in den jeweiligen EU-Ländern unterschiedlich lang. In Österreich hat die IBAN 20 Stellen, der BIC acht. Im Nachbarland Deutschland sind es sogar 22 bzw. 11 Stellen. Zusammengestückelt ist die IBAN aus dem Länder-Code (in Österreich "AT"), einer zweistelligen Prüfziffer, der alten inländischen Bankleitzahl und der bisherigen nationalen Kontonummer. Mit dem völlig neuen BIC soll die Sicherheit im Zahlungsverkehr laut den Geldinstituten verdoppelt werden.
Sowohl der VKI als auch die Arbeiterkammer fordern bei den Banken eine Informationsoffensive ein: "Für die Kunden ist das Thema noch nicht transparent. Die wenigsten wissen, dass es IBAN und BIC überhaupt gibt." Bei den Banken heißt es: "Ja, das stimmt. Es gibt großen Informationsbedarf."Mehr informieren wollen die meisten heimischen Institute aber erst, wenn Brüssel ein fixes Datum für die Umstellung festgelegt hat.