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Gut, ausgerechnet "Liberace" ist wahrscheinlich ein schlechtes Beispiel. Das ist auch so ein Film, der den sogenannten Bechdel-Test nicht besteht. Das ist ein Rating, das Filme nach feministischen, antisexistischen Kriterien bewertet. Und zwar: Es müssen mindestens zwei namentlich genannte Frauen vorkommen, die miteinander sprechen - aber nicht über Männer.
Also wie gesagt, "Liberace" hat aus naheliegenden Gründen ganz schlechte Karten bei dem Test. Aber auch weniger auf der Hand liegende Beispiele schneiden grottig ab: etwa die originalen "Star Wars"-Filme. Da gibt es zwar Frauen, die sprechen aber nie miteinander. Dass Prinzessin Leia zwar eine der wenigen Frauenfiguren des Science-Fiction-Kinos ist, das wird ja nicht abgefragt im Bechdel-Test.
Über Männer dürfen die beiden Frauen nicht sprechen - Kleider, Schuhe, Schmuck und Diäten sind aber nicht ausgenommen. Da hätte wieder "Liberace" schon gute Chancen - also, wenn man auf das Kriterium Frau verzichtet.
Also ein bisschen halbgar, dieses Bewertungssystem, das nun in Schweden eingeführt wurde. Aber es tut seinen Zweck insofern, als es aufzeigt, dass Frauen im Mainstream-Kino tatsächlich sehr abwesend sind. Vierzig Prozent im Durchschnitt. Österreich - und das überrascht - führt die Liste der Bechdel-geprüften Filme an. Hier sollen es nur 20 Prozent der Produktionen sein, die ohne brauchbare Frauenfiguren auskommen. Die letzte große österreichische Produktion, die in den Kinos anlief, war übrigens eine Neuverfilmung von "Das weiße Rössl". Die Rösslwirtin, bekanntlich feministische Pionierarbeit.