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Erneut Proteste der Opposition in Thailand. | Bangkok/Wien. Die Opposition marschiert wieder. Rund 10.000 sogenannte Rothemden haben am Freitag in Thailands Hauptstadt Bangkok demonstriert. Sie wählten für den Protest einen symbolischen Ort, das Geschäftsviertel Ratachaprasong. Genau diese Gegend hatten zehntausende Rothemden im Frühling wochenlang besetzt und dabei den Rücktritt der Regierung gefordert. Eine Militäroffensive beendete die Proteste. Während der Oppositionsdemonstrationen wurden 91 Menschen getötet.
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Die Rothemden gedachten ein halbes Jahr danach ihrer Toten, die Aktion verlief zunächst friedlich. Die Oppositionsbewegung formiert sich wieder: In den vergangenen Wochen kam es auch in verschiedenen Provinzen des südostasiatischen Landes zu Kundgebungen der Regierungsgegner.
Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bewegung nicht mehr dieselbe Stärke wie im Frühling besitzt. Medien und Internetseiten der Rothemden wurden zensiert, viele ihrer Anführer sitzen im Gefängnis. Die jüngsten Proteste haben laut Beobachtern nicht den Zweck, die Regierung offen herauszufordern. Vielmehr sind sie ein Zeichen für die eigenen Anhänger, dass die Bewegung noch am Leben ist.
Wochenlange Massenproteste muss Premier Abhisit Vejjajiva vorerst also nicht fürchten. Allerdings gibt es eine ganz andere Gefahr für die Regierung. Nämlich dass sich ein militanter Flügel unter den Rothemden bildet, der auf Guerillataktiken setzt. So kam es in Bangkok in den vergangenen Wochen zu einer Reihe kleinerer Bombenanschläge, hinter denen die Regierung Rothemden vermutet.
Keine Versöhnung
Die politischen Fronten in Thailand bleiben jedenfalls gefährlich verhärtet. Versöhnliche Töne zwischen Regierung und Oppositionellen sind kaum zu hören.
Die Rothemden rekrutieren sich vor allem aus ärmeren Bevölkerungsschichten. Für sie ist Premier Abhisit der Vertreter einer Elite aus Militärs, Geschäftsleuten und hohen Beamten. Zudem sprechen die Oppositionellen dem Oxford-Absolventen jegliche demokratische Legitimität ab. Abhisit gelangte 2008 an die Macht, nachdem die bis dahin regierende "Partei der Volksmacht" (PPP) durch einen umstrittenen Gerichtsbeschluss wegen Wahlbetrugs verboten worden war. Die PPP war dem wegen Korruption verurteilten Ex-Premier Thaksin Shinawatra nahe gestanden. Der war wiederum 2006 vom Militär gestürzt worden. Thaksin lebt derzeit im Exil, er ist bis heute für viele Rothemden ein Held.