Der Tischtennis-Sieg eines gemischtkoreanischen Teams bringt Hoffnung auf weitere Annäherung der beiden Länder.
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Ihre Länder befinden sich seit Jahrzehnten offiziell im Kriegszustand. Und auch Jang Woo-jin und Cha Hyo Sim sind es seit Jahren gewohnt, auf unterschiedlichen Seiten zu kämpfen. Doch am vergangenen Samstag lagen sich die beiden jubelnd in den Armen. Denn gemeinsam waren sie - wie sich zeigen sollte - unschlagbar. Der Südkoreaner und die Nordkoreanerin besiegten im gemischten Tischtennisdoppel bei den Korean Open die favorisierten Chinesen im Finale. Fast 50 Jahre nach der Ping-Pong-Diplomatie, die die gespannten Beziehungen zwischen den USA und China verbesserte, steht Tischtennis somit erneut im Zentrum einer Politik, die eine Annäherung zwischen zwei Rivalen bringen kann. Südkorea und Nordkorea haben in den letzten Monaten zaghafte Zeichen einer Öffnung gezeigt. Durch den Sport wird der Schrei der Bevölkerung nach einer Wiedervereinigung lauter. "Wir sind eins!", skandierten die begeisterten Zuschauer bei der Preisverleihung. Bereits bei den Olympischen Winterspielen im Februar waren die Teams beider Koreas unter einer gemeinsamen Flagge einmarschiert - traten dann aber getrennt an. Für Südkoreas Präsidenten, Moon Jae-in, ergab sich gleichwohl die Gelegenheit, Gespräche zwischen Pjöngjang und Washington einzufädeln. In der weiteren Folge trafen im April Moon und Nordkoreas "Oberster Führer" Kim Jong-un zusammen und beteuerten, im Sport verstärkt zusammenarbeiten zu wollen. Tischtennis kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Denn die beiden Koreas gehören mit zu den Besten der Welt. Siege einer vereinigten Mannschaft führen vor Augen, was man erreichen kann, wenn man mit- statt gegeneinander arbeitet. Für die Athleten ist dies eine Motivation, die über das Sportliche hinausgeht. "Ich habe mich gefühlt, als müssten wir unbedingt gewinnen", sagte Jang nach dem Finale. "Bei den Anfeuerungen durch das Publikum hatte ich Gänsehaut." Auch seine Partnerin Cha war sichtlich bewegt, was die schmerzliche Teilung Koreas besonders hervorstrich. "Ich habe gesehen, wie Hyo Sim während der Siegerzeremonie geweint hat", sagte Jang, "und es war für mich herzzerreißend, dass wir einander schon bald Lebewohl sagen würden." Denn die Kommunikation zwischen Nord- und Südkorea ist für Zivilisten nach wie vor verboten. Vielleicht bringt Tischtennis hier ja noch den Durchbruch. Die nächste Chance wartet bei den Asienspielen - eine Art Regional-Olympia - die am 18. August in Indonesien beginnen. Wer weiß: Vielleicht wird man in ein paar Jahren oder Jahrzehnten auf diese Momente zurückblicken und sagen, dass die Wiedervereinigung Koreas durch die koreanische Ping-Pong-Diplomatie vorangetrieben wurde.