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Die Rückkehr der singenden Toten

Von Gregor Kucera

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Konzerte waren in Pandemiezeiten ein seltenes Gut, nun kommen sie hoffentlich wieder. Viele Künstler versuchten mit Online-Konzerten Präsenz zu zeigen, Mut zu machen und Geld zu verdienen. Andere nutzen den eigenen Balkon für Freiluftauftritte. ABBA sehen die Zukunft überhaupt in Avataren, denn denen setzen keine Viren zu, und außerdem können sie unendlich lange auf der Bühne stehen.

Apropos Unendlichkeit: Eine interessante Errungenschaft am Konzerthimmel sind Veranstaltungen, in deren Mittelpunkt Tote stehen. Zombie-Auftritte sozusagen. Man könnte es natürlich auch eine Verneigung vor dem verstorbenen Genie nennen. Auch für Künstler, die gar nicht mehr auf der Bühne stehen. Es kann ja nicht jeder ein Bob Dylan sein.

Zombie-Konzerte sind meist am Zusatz "Experience" erkennbar. Ob nun davor The Beatles, Queen, The Dire Straits, Jimi Hendrix oder Elvis Presley steht. Dem Publikum dürfte es trotzdem gefallen, wenn man das breite Angebot sieht. Wenn es an der "Experience" mangelt, dann werden Stars in eigenen Musicals verehrt. Tina Turner oder Falco zeigen es vor. Auch eine Möglichkeit. Es wird sich zeigen, ob man früher oder später tatsächlich vor digitalen Avataren großer Musiker sitzt. Das Orchester vielleicht noch mit echten Menschen besetzt. Das Publikum vor Ort, oder in ferner Zukunft mit einer Datenbrille am Kopf im virtuellen Konzert mit digitalen Musikern. Ein Miles Davis vielleicht, oder Mozart. Das wäre was, gute Musik stirbt ja bekanntlich nie.