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Beunruhigende Nachrichten aus der journalistischen Versenkung. Richard Nimmerrichter (90), der als "Staberl" das letzte Mal vor zehn Jahren das "Krone"-Publikum zur Räson rief, sieht offenbar Bedarf an neuerlicher ideologischer Nachschulung seiner Leserschaft. Einmal pro Monat darf er nun wieder in die Tasten hauen, ganz so wie er es in den 36 Jahren seiner Kolumne getan hat. Zwar ließ der erste Text fast schon ein wenig Altersmilde erahnen (ging es doch in erster Linie darum, dass sich der Autor wortreich für sein Vermögen rechtfertigt, das aus einer "Krone"-Beteiligung resultiert), aber wer weiß das schon so genau.
Bis der auch im Alter stets sportliche Nimmerrichter aber wieder zur alten Kampfform aufläuft, muss ein Blick ins Archiv genügen, um aufzufrischen, was der Gnade des Vergessens im kollektiven medialen Gedächtnis anheimfällt. So wurde die Kolumne "Staberl" vom Presserat als "antisemitisch" eingestuft. Das Dokumentationsarchiv des Widerstands wurde da zum "Denunziationsarchiv", Journalisten des "Standard" zu "miesen Anzettlern" und "dilettantischen Lugenschippeln", und es wurde das Abkommen vom deutschen Wort "Neger" bedauert. Als ein Gericht 2004 dem Blatt "antisemitische und rassistische Untertöne" attestierte, wurden "Staberl"-Texte als Beleg angeführt.
Man darf gespannt sein, wie weit es diesmal kommt.