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Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis Österreichs Vorauskommando im Tschad wieder in der sicheren Heimat ist. Wie lange wird sich Verteidigungsminister Norbert Darabos wohl der geballten medialen Forderung nach einer sofortigen Rückholaktion für die 15 Soldaten verweigern können? Höchstens ein paar Tage - diese Einschätzung sei erlaubt.
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Der Mission fehlt es an der nötigen öffentlichen Unterstützung. Menschliches Leid ist auf dieser Welt wahrlich dicht gestreut. Eine herbstliche Fact-finding-Mission des Verteidigungsministers ist zuwenig, um diese Unterstützung zu bekommen. Information ist zuallererst eine Bringschuld der Verantwortlichen - vor allem für eine zunehmend unpopuläre Regierung. Da hilft auch eine kurzfristig geschaltene Inseratenkampagne nichts. Das Außenministerium darf sich von dieser Kritik übrigens voll angesprochen fühlen.
Haben also diejenigen, die eine Beteiligung Österreichs an der Tschad-Mission von Beginn an ablehnten, recht? Darüber wird in den nächsten Tagen noch genug gestritten werden. Festzuhalten bleibt zunächst die simple Tatsache, dass die europäische Integration Österreichs das Land auch zur Beteiligung an europäischen Missionen verpflichtet. Zwar nicht rechtlich und sicher auch nicht immer und überall. Aber doch politisch. Nur beiseite stehen und zuschauen, ist auf Dauer sicher unmöglich.
Offensichtlich wurde in den vergangenen Tagen auch, dass die EU noch über viel zu wenig Erfahrung in der Planung, Vorbereitung und Umsetzung militärischer Aktionen besitzt. Über die verfügen vielleicht Paris und London und zweifellos auch das Nato-Hauptquartier in Brüssel, ganz sicher aber nicht die EU-Kommission.
Das peinlich lange Werben um die notwendigen Luftkapazitäten hätten bereits die Alarmglocken schrillen lassen müssen. Nun stellt sich heraus, dass die EU für den - von Anfang an möglich gewesenen - Fall einer dramatischen Veränderung der Sicherheitslage keine Notfallpläne hat. Stattdessen blicken alle gebannt auf Paris. Europa muss noch viel lernen.