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Sport und Politik sind tunlichst voneinander zu trennen - mit diesem Totschlagargument, das genau so alt wie falsch ist, können die mächtigen Sportverbände dieser Welt prächtig leben. Auch im Fall Russlands, eines militärischen Aggressors, der auf der Krim gegen internationales Völkerrecht verstoßen hat, wird es genau keine Sanktionen geben - dazu braucht man kein großer Prophet zu sein. Aber warum eigentlich nicht? Dabei geht es weniger um die noch eher ferne Fußball-WM 2018 in Russland, sondern die im Herbst beginnende EM-Qualifikation. Während sich die EU in Sanktionen rasch einig war, wird die Causa von denselben Ländern im europäischen Mitgliederverbund Uefa beim eben abgehaltenen Kongress in Astana nicht einmal andiskutiert. Und auch Österreich glänzt mit nobler Zurückhaltung, dabei ist Russland Gruppengegner, und die ÖFB-Auswahl hat im Juni 2015 dort anzutreten. Was passiert, wenn bis dahin der Konflikt mit der Ukraine eskaliert und die Gräben zum Westen unüberwindbar geworden sind? Betroffen ist auch Schweden, das wegen der russischen Gefahr mit einem Nato-Beitritt kokettiert, dann aber nichts dabei fände, dem Gegner in der EM-Qualifikation friedlich zu begegnen? Und wer garantiert im Fall des Falles für die Sicherheit der Spieler, der Betreuer, der Fans beim Auswärtsspiel in Russland? Dass die Uefa nicht immer auf der richtigen Seite der Geschichte stand, beweist übrigens just das Beispiel Jugoslawien bei der EM 1992. Wiewohl damals im Vielvölkerstaat längst ein blutiger Bürgerkrieg tobte, beharrte die Uefa zunächst an der Turnier-Teilnahme in Schweden. Erst als der UNO-Weltsicherheitsrat einen globalen Sportboykott gegen Jugoslawien aussprach, wurde die Uefa tätig. Und daher wissen wir auch, dass Russland sicher nicht boykottiert werden wird: Als Vetomacht würde es alle Sportsanktionen gegen sich abwehren.