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Die fünf Agrarkonzerne Monsanto, Pioneer, Syngenta, Limagrain und Bayer kontrollieren weltweit zirka 63 Prozent des Saatguts, das mit Eigentumsrechten geschützt ist. Sie bestimmen also wesentlich, was wir essen, indem sie den Bauern vorschreiben, was sie anbauen.
Kartoffel-Kartell, für Bienen schädliche Pestizide und die zunehmenden Monokulturen in der Landwirtschaft haben einen gemeinsamen Nenner: die Konzentration des Saatgut-Geschäftes in den Händen einiger weniger.
Diese Agrarkonzerne sind ebenso bestimmend im Geschäft mit der Agrarchemie (früher sagte man dazu Spritzmittel), und das Saatgut wird immer spezieller auf bestimmte Pflanzenschutzmittel abgestimmt. Wenn also ein Unternehmen Saatgut auf den Markt bringt, das nur noch mit dem konzerneigenen Spritzmittel von Schädlingen befreit werden kann, endet jeder Wettbewerb. Warum die EU-Wettbewerbsbehörde hier nicht genauer hinschaut, bleibt vorerst ein Rätsel. Dass die Konzerne in unzähligen Lobbying-Agenturen präsent sind, mag als Anhaltspunkt dienen. In Österreich haben sie immerhin die Bienensterben-Pestizid-Studie des Landwirtschaftsministeriums finanziert.
Nun tun diese Konzerne im Grunde nur das, wofür sie gegründet wurden: in einem bestimmten Wirtschaftsbereich möglichst lukrative Geschäfte zu machen. Die Grenzen dafür muss aber die Politik bestimmen. Derzeit entsteht der fatale Eindruck, dass nur die Konzerne bestimmen, was geschieht.
Gerade in der Landwirtschaft muss aber die Pflanzenvielfalt ein Parameter für die Legitimität der hohen Subventionen sein. Das bedingt eine gewisse Demokratisierung des Saatguts. Warum soll Limagrain bestimmen können, welches Gemüse die Europäer essen?
Und warum sollen Monsanto oder Syngenta vorschreiben können, welche Getreidefrüchte die Bauern auf ihren Feldern aussäen? Umso mehr, als die Resistenz des Saatguts gegen bestimmte Schädlinge eine Sicherheit vorgaukelt, die nur zu Monokulturen führt. Fruchtfolge ist auf vielen Ackerflächen nur noch eine theoretische Möglichkeit der Bodengesundheit.
Auch wenn Agrarkonzerne in Bauerbund-Zeitungen und europaweiten Veranstaltungen ihre finanzielle Potenz zeigen: Die Politik muss ihnen mit Macht Einhalt gebieten. Bauern und Konsumenten haben diese Macht in dem Fall nicht.