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Es gibt nichts Schöneres als leuchtende Kinderaugen an Heiligabend. Kleine Tricks erleichtern Eltern die Vorbereitungszeit für eine | friedliche Bescherung.
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Der Duft von Lebkuchen, Tannenzweigen und Vanillekipferln. Der knirschende Schnee unter den Füßen. Kerzenschein in der dunklen Winternacht. Weihnachten könnte so schön sein, wäre da nicht die liebe Familie. Früh beginnt der Stress: Man kauft zu spät die Geschenke, dann sagen sich Verwandte an. Der Höhepunkt am Heiligen Abend: Das Kind weint, weil es das Christkind entlarvt hat, das Geschenk für die Oma fehlt, Tante und Onkel streiten und zu allem Übel verkohlt der Braten im Ofen. Das alles lässt sich mit ein bisschen Planen vermeiden, gibt sich Lebensberaterin Maria Neuberger-Schmidt überzeugt. Trotz vier Kindern hat sie bisher jedes Weihnachtsfest ohne Katastrophe gefeiert.
Gibt es das Christkind wirklich? In der Weihnachtszeit beginnen Kinder gern zu fragen, wo das Christkind wohnt und wie es die Geschenke alle gleichzeitig bringen kann. Eltern sind sich oft nicht sicher, wie weit sie sich noch in Lügen verstricken sollen. Aber woran die Entscheidung knüpfen? "Auf das eigene Gespür hören! Sie sollten nicht geschockt sein, wenn das Kind fragt. Wenn sie ihrem Gefühl nicht trauen, dann mit einer Gegenfrage überprüfen: Was glaubst Du denn, wo das Christkind wohnt?" Falls das Kind aber noch fest an das Christkind glaubt, sollte der Glaube nicht zerstört werden: "In der Kindheit gibt es die magische Phase. Das Christkind hilft wie alle Märchen in der Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Kinder saugen solche Figuren auf. Das Christkind vermittelt Werte wie Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit. Man sollte Kindern solche Figuren nicht rauben." Auch Fantasie will trainiert werden.
Im Alter zwischen 5 und 7 Jahren beginnen Kinder logisch zu denken und zu hinterfragen. Im Alter zwischen 7 und 9 Jahren werden solche Themen bereits rege in der Schule besprochen. "Hier müssen Eltern Acht geben, damit Kinder nicht verspottet werden. Wenn Eltern direkt angesprochen werden, dann mit der Wahrheit auf den Tisch. Kinder dürfen nicht für dumm verkauft werden." Schließlich bringt es nichts, wenn die Kinder selbst nicht mehr dran glauben, das Märchen aufrecht zu erhalten. Gibt es zwei Geschwister, dann dem älteren Kind aufrichtig erklären, warum das jüngere Kind noch nicht über die wahre Geschichte aufgeklärt wird. Dem größeren Kind muss klargemacht werden, dass das die Aufgabe der Eltern ist. Kinder reagieren übrigens nicht geschockt, wenn sie aufgeklärt werden. Es ist vielmehr ein "Oh, schade".
Weniger Geschenke sind mehr. Egal, wie wohlhabend man ist: Solange das Weihnachtsfest nicht in einer Geschenke-Orgie ausartet, lernen Kinder spielend Tugenden durch das Fest. Neuberger-Schmidt: "Deswegen finde ich, dass es ein wunderschöner Brauch ist, wenn Kinder vor Weihnachten für ihre Verwandte Geschenke basteln. Dann erfahren sie selbst, dass Schenken wunderschön sein kann. Nicht nur beschenkt zu werden." Schon kleine Kinder wollen Freude bereiten. Auch wenn die Verlockung groß ist, sollten Eltern nicht die Chance zu einem Handel ergreifen. "Deals wie: Das Christkind bringt die Geschenke und nimmt stattdessen das Flascherl weg, sollten nicht gemacht werden."
Damit das Fest der Liebe nicht ein Fest des Geldes wird, empfiehlt Expertin Neuberger-Schmidt ein einheitliches Vorgehen: "Es ist nie gescheit, wenn Kinder in Geschenken untergehen. Zuerst mit den Verwandten besprechen, was den Kindern geschenkt werden könnte. Vielleicht ergibt sich ein Gemeinschaftsgeschenk. Es spricht nichts gegen einen langen Brief ans Christkind." Jedoch vorher sagen, dass das Christkind nicht alle Wünsche erfüllen wird. Eine besonders schöne Geschenkidee sind karitative Geschenke oder Zeit schenken: "Zeitgeschenke können eine Eintrittskarte in den Zoo oder in den Zirkus sein. Als meine Kinder klein waren, haben sie bei einem Osterfest sehr viele Geschenke bekommen. Ich habe sie daraufhin gefragt, ob sie davon etwas armen Kindern schenken wollen. Sie waren begeistert und wollten alles herschenken. Ich musste sie regelrecht stoppen, damit sie ihren Tatendrang nicht bereut hätten. Aber die Begeisterung war da, sie musste nur geweckt werden."
Wenn Kinder das jedoch nicht wollen, muss das Nein respektiert werden. Mit ein bisschen Zeit und Geduld wird das Kind dann beim nächsten Mal großzügig sein. Ein Buchtipp von Lebensberaterin Neuberger-Schmidt für Kurzgeschichten ist übrigens "Licht der Liebe": Darin gibt es eine Weihnachtsgeschichte, die von einem arbeitslosen Vater zur Weihnachtszeit erzählt. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise aktueller denn je.
Streit aus dem Weg gehen. Bei vielen liegen die Nerven in der Weihnachtszeit blank. Jeder wünscht sich einen perfekten Heiligabend. Und niemand will an diesem Festtag Kompromisse eingehen, alles soll nach unseren Erwartungen in Erfüllung gehen. "Genau hier liegt das Problem. Unsere Erwartungen sind viel zu hoch. Wir nehmen uns zu viel vor. Erwachsene und Kinder stehen unter Stress." Genauso wie wir an die Geschenke vor Weihnachten denken, müssen auch die Tischordnung, Menü oder die Verwandtenbesuche geplant werden. Wenn einer das nicht alleine schafft, "dann um Hilfe bitten", empfiehlt Neuberger-Schmidt. Hinzu kommt, dass die Familie mehrere Tage aufeinander pickt. Das Einzige, was hier hilft, sind Freiräume einplanen. Ein kleiner heiß ersehnter Spaziergang kühlt das erhitzte Gemüt.
Vor allem wenn Kinder bereits erwachsen sind, darf man nicht "eingeschnappt sein", wenn sie nicht zu Heiligabend kommen wollen. Stattdessen sollten lieber andere Lösungen, wie ein Besuch am ersten Weihnachtstag oder am Stefanitag, gesucht werden. Neuberger-Schmidt: "Das Wichtigste: Herzlichkeit, Wertschätzung und Echtheit gehen vor Perfektion." Dann kann Weihnachten ein wahres Fest mit leuchtenden Kinderaugen werden.
Tipps zum Entspannen.
Richtiges Planen erfordert eine gesunde Selbsteinschätzung. Wenn es zu viel wird, tut ein Nein gut.
Wenn das Gefühl, alles bricht über einem zusammen, schon da ist, dann Hilfe organisieren und zehn Minuten entspannen. Kinder miteinbeziehen.
Wer die Festtage gliedert, vermeidet Stress. Die Familie muss nicht den ganzen Tag lang gemeinsam im Wohnzimmer sitzen. Ein Teil kann zum Christkindlmarkt spazieren. Der andere Teil kann Musik hören und lesen.
Es muss nicht alles perfekt sein. Weniger ist mehr.
Lebens- und Sozialberaterin.
Maria Neuberger-Schmidt
Altmannsdorfer Straße 172/31/2
1230 Wien, T: 0043-1/662 20 06.
www.elternwerkstatt.at
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