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Die Sache mit den Plastiksackerln und dem Gewissen

Von Christian Rösner

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Christian Rösner ist Leiter des Wien Ressorts.
© © Stefan Joham

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Im Kofferraum häufen sich die Plastiksackerl. Warum? Weil sie jedes Mal nach dem Mist-Wegführen übrig bleiben. Das war nicht immer so. Erst, nachdem die Stadt Wien gesagt hat, man darf nur noch Plastikflaschen in den Plastikmüll werfen. Denn aus Plastikflaschen werden wieder Plastikflaschen gemacht und mit Plastiksackerln geht das nicht. Plastiksackerl kommen in den Restmüll, werden verbrannt und dienen der Fernwärme. Und moderne Filtersysteme würden schon dafür sorgen, dass deswegen keine zusätzlichen giftigen Gase in die Luft kommen, hieß es.

Jetzt wünschen sich die Mitarbeiter der MA 48, dass überhaupt nur noch Getränkeflaschen im Plastikmüll landen. Denn das Aussortieren ist lästig. Und eigentlich kann man nur aus Getränkeflaschen wieder Getränkeflaschen machen. Außerdem gibt es für Putzmittelflaschen und Plastiksackerl kaum Geld.

Rational habe ich das verstanden, aber mein Gefühl sagt: Plastiksackerl sind genauso Plastik wie Getränkeflaschen. Dann sagt die Stimme meines anerzogenen Gewissens engelsgleich: Plastik verbrennen ist Gift für die Umwelt . . . deshalb häufen sich auch die Plastiksackerl im Kofferraum. Und dann stehe ich vor den Tonnen mit den gelben Deckeln - mit unzähligen verdreckten Plastiksackerln in der Hand. Und die Stimme meiner spätpubertären Widerspenstigkeit sagt teufelsgleich: Hau doch alles rein. Verbrannt wird’s sowieso. Und am Ende landen sie doch wieder im Kofferraum - eigentlich gehören sie verboten, die Sackerl.