)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Bilder können leicht täuschen. Denn dass man in einer Höhe von 39 Kilometern am Horizont die Erdkrümmung und dahinter gar das Weltall ausmachen kann, ist natürlich Unsinn. Dafür hätte jener Ballon, der Felix Baumgartner in die Stratosphäre erhob, auf rund 80 Kilometer Höhe steigen müssen. Aber zum Glück gibt es ja Fischaugenobjektive. Aus dem diffusen flachen Horizont der Stratosphäre wird so ein spektakuläres Sonnenaufgangsszenario auf die Bildschirme der Zuseher gezaubert. Wüsste man es nicht besser, so konnte man glauben, die Kapsel des österreichischen Extremsportlers sei nur wenige Flugminuten von der Internationalen Raumstation ISS entfernt. Nun, was zählt, ist der Eindruck - und der war gelungen.
Mit der möglichen Konsequenz, dass sich viele Menschen wohl ab heute die Stratosphäre als Grenze zum Weltall - Erdkrümmung inklusive - vorstellen. Doch dazu hätten sie auch ohne jedes Zutun von Red Bull Stratos triftige Gründe, zumal ja auch das Wort Stratosphäre, ein Neologismus zusammengesetzt aus den lateinisch-griechischen Vokabeln "stratum" (Decke) und "sphaira" (Kugel), unglücklich gewählt ist. Denn von der "Decke der Erdkugel" war Baumgartner, als er in 39.045 Meter Höhe zum Sprung ansetzte, noch weit entfernt.
Die Schallmauer hätte er so und so durchbrochen. Aber daran wird man sich in Zukunft nicht erinnern. Sondern an den Moment, als er aus der Kapsel stieg. Und unter ihm der Blaue Planet.