Zum Hauptinhalt springen

Die Sache mit der Erwartungshaltung

Von Christoph Rella

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Können Sie sich noch an das Eröffnungsspiel bei der Frauenfußball-EM 2017 erinnern? Also den Startschuss für jenes Turnier, bei dem das ÖFB-Frauen-Team sensationell ins EM-Halbfinale aufstieg? Ah ja, das ist gemeint. Kleine Hilfe: Das Eröffnungsspiel kam damals ebenfalls mit einem einzigen Tor aus, und wie in Old Trafford 2022 ging der Sieg über Norwegen an die Favoritin und Gastgeberin - die Niederlande. Im Stadion Galgenwaard in Utrecht live dabei waren - und jetzt bitte festhalten - genau 21.732 Fans. In Manchester dagegen wurde das 1:0 der Lionesses über Österreich von knapp 70.000 bejubelt. Das entspricht einer Steigerung von mehr als 200 Prozent.

Diese Zahl dokumentiert nicht nur das gestiegene Interesse der Fans, sondern auch die rasante wie qualitative Entwicklung, die der Frauenfußball allgemein zuletzt erfahren hat. Gesteigert hat sich hier zweifellos auch das ÖFB-Team unter seinem Coach Irene Fuhrmann. So konnten sich weder die englischen Medien, noch die Kommentatoren im ZDF das glimpfliche Abschneiden der Österreicherinnen erklären. Statt eines Torfeuerwerks bekam die Welt eine englische Mannschaft zu sehen, die sich zwar bemühte, den Erwartungen aber offenbar nicht gerecht wurde.

Am Personal kann es, nachdem Trainerin Sarina Wiegman alles aufgeboten hat, was der Kader hergab, nicht gelegen sein. Auch war das Publikum klar auf der Seite der Lionesses. Vielleicht waren die Gastgeberinnen auch deswegen nicht so in Torlaune, weil die Österreicherinnen wider Erwarten besser gespielt haben? Im Grunde kann das Fuhrmann und Co. auch egal sein. Sie haben vor Millionen TV-Zusehern eine Überraschung abgeliefert und gezeigt, dass mit ihnen wie 2017 zu rechnen sein wird. Das Schöne ist, dass diesmal die Fans von Beginn an mit dabei sind.