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Die Salicylsäure im Blut

Von Friedrich Katscher

Wissen

Ärzte und Biochemiker des Königlichen Krankenhauses der südschottischen Grafschaft Dumfries and Galloway fanden 1998, dass Salicylsäure, der aktive Hauptbestandteil von Aspirin, ein normaler Bestandteil des Blutes ist und möglicherweise mit pflanzlicher Nahrung aufgenommen wird.


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Nun haben dieselben Forscher die Konzentration der Salicylsäure im Blut von 37 Vegetariern (buddhistischen Mönchen) und 39 Nichtvegetariern untersucht, die kein Aspirin nehmen, und mit der Konzentration von 14 Zuckerkranken verglichen, die täglich 75 mg Aspirin schlucken ("Journal of Clinical Pathology", Juli 2001).

Das Ergebnis: Im Blut der Vegetarier wurden höhere Salicylsäure-Konzentrationen im Blut gemessen als in jenem von Nichtvegetariern, doch waren sie im Blut der Patienten, die Aspirin einnehmen, meist noch wesentlich höher. Die Schlussfolgerung ist, dass Salicylsäure in Obst und Gemüse enthalten sein muss und dass eine Kost, die reich an diesen pflanzlichen Lebensmitteln ist, ihre Konzentration im Blut erhöht.

Aspirin (Acetylsalicylsäure, ASS) ist bekanntlich nicht nur ein Fieber-, Schmerz- und Rheumamittel, sondern wird auch bei Thromboseneigung (Neigung zur Bildung von gefäßverstopfenden Blutpfropfen) in niedriger Dauerdosierung als Vorbeugung gegen plötzlichen Gefäßverschluss und Durchblutungsstopp eingesetzt und soll so das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall verringern. Die Erkenntnis, dass Obst und Gemüse die Salicylsäurekonzentration im Blut erhöhen, erklärt daher teilweise ihre gesundheitsfördernde Wirkung.

Die Salicylsäure ist eine Substanz, die natürlich in der Rinde der Weide (lateinisch: Salix - daher der Name) vorkommt. Um 1875 wurde entdeckt, dass sie gegen rheumatisches Fieber und chronischen Gelenkrheumatismus wirkt. Allerdings hat sie bei der Einnahme unangenehme Nebenwirkungen (Erbrechen, Bauchschmerzen). Durch die Acetylisierung zur Acetylsalicylsäure wurde sie erst verträglich und trat von 1899 an unter dem Namen Aspirin ihren Siegeszug um die Welt an. Die Resultate der schottischen Ärzte zeigen, dass die Salicylsäure nicht nur in der Weide, sondern offensichtlich auch in vielen anderen Pflanzen vorkommt.