Der Wiener Donaukanal an einem der letzten Sommerabende. Urbanes Strandgefühl für Nicht-Urlauber. Oder für solche, die mental noch nicht wieder zurück sind von ihrer sommerlichen Reise. Schauplatz ist der neue Vorzeigestrand am Kanal, der Tel Aviv Beach. Helle schlichte Holzlandschaften, eine schicke weiße Bar, Strandkörbe an der Wand, Lichtkugeln am Boden, leise Musik. Es ist kurz nach zehn. Nein, zu trinken bekommen wir hier nichts mehr. Vorschrift ist Vorschrift. Um elf muss die gesamte Anlage leer sein. Daher ist um zehn Schluss. Die Kellner beten es endlos vor, die Gäste staunen.
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Zehn Meter weiter ein kleiner unscheinbarer Kiosk, eine schlichte Öffnung und ein paar Kühlschränke weisen ihn als Bar aus. Auf dem schummrigen sandigen Quadrat davor stehen ein paar Liegestühle, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Ein Radio kracht mehr, als es Musik von sich gibt. Der Herr hinterm Tresen lässt sich erst einmal Zeit. Natürlich hat er noch offen. Das darf er nämlich bis um eins. Selbstbedienung, versteht sich. Doch es sei wenig los, er werde bald freiwillig schließen. Bis dahin verkauft er durstigen Abendschwärmern portable Getränke. Und die setzen sich zwar nicht in das schicke Vorzeigeprojekt (weil nicht erlaubt), so aber doch auf die öffentlichen Bänke davor.
Grund für die absurde Situation ist eine Mieterin an der Lände. Man würde ihr gerne etwas zurufen. Doch der Straßenverkehr ist zu laut.