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Die Schere öffnet sich wieder

Von WZ-Korrespondent Markus Kauffmann

Wirtschaft

Ostdeutsche haben im Monat netto um 800 Euro weniger als Westdeutsche. | Konsum-Muster nahezu identisch. | Berlin. Einem ostdeutschen Durchschnittshaushalt stehen im Monat um rund 800 Euro weniger Nettoeinkommen zur Verfügung als seinem Pendant im Westen. Der Osten erreicht nach neuesten Daten ein Einkommensniveau von 75 Prozent des Westens, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das innere Zusammenwachsen lässt also auch im Jahr 20 der deutschen Einheit noch auf sich warten.


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Stand dem westdeutschen Haushalt im Erhebungszeitraum 2008 ein monatliches Nettoeinkommen von 3056 Euro zur Verfügung, so waren es im Osten lediglich 2292 Euro.

Das verfügbare Einkommen der Menschen im Osten hat sich seit der Wiedervereinigung von rund 8000 Euro im Jahr auf knapp 16.000 Euro zwar praktisch verdoppelt, merkliche Unterschiede bestehen aber nach wie vor. So verfügte zum Beispiel Hamburgs Bevölkerung 2008 mit durchschnittlich 23.455 Euro über ein um gut 8500 Euro höheres Pro-Kopf-Einkommen als Mecklenburg-Vorpommern.

Erstaunlich sind die Ergebnisse der "Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS)" vor allem deshalb, weil sich die Einkommensschere zwischen Ost und West in den letzten fünf Jahren wieder geöffnet hat. Nach der Stichprobe im Jahr 2003 hatte der Osten schon 77,5 Prozent des Westens erreicht, doch seither erhöhte sich das durchschnittliche Nettoeinkommen nur in westdeutschen Haushalten (plus 3,3 Prozent), während es in den neuen Ländern stagnierte.

Konsum-Quote liegtim Osten deutlich höher

Wer weniger verdient, gibt sein Geld anders aus: Anteilig setzten die Haushalte in den neuen Ländern (einschließlich Berlin-Ost) mehr Geld für Konsum, das heißt für Ernährung, Wohnen, Bekleidung, Reisen und anderes ein. Mit fast 80 Prozent lag die Konsum-Quote in Ostdeutschland um 4,8 Prozentpunkte höher als im früheren Bundesgebiet.

Auch beim Sparen zeigen sich die Unterschiede: Im Jahr 2008 legten die Haushalte im früheren Bundesgebiet durchschnittlich 335 Euro im Monat auf die hohe Kante, in den neuen Ländern waren es hingegen nur 213 Euro. Im Osten lag die Sparquote damit bei rund 9 Prozent, im Westen aber bei fast 11 Prozent.

Vor allem die Familien spüren die Kluft: In den neuen Ländern musste 2009 jede fünfte Familie mit minderjährigen Kindern mit einem monatlichen Familiennettoeinkommen von weniger als 1300 Euro zurechtkommen. Im früheren Bundesgebiet hatten nur halb so viele Familien ein derart niedriges Einkommen. Ein Einkommen von 2600 Euro und mehr konnten 51 Prozent der Familien in den alten Ländern verbuchen, in den neuen Ländern und Berlin traf dies nur auf rund ein Drittel (35 Prozent) zu.

Trotz des unterschiedlichen Einkommensniveaus sind die Konsum-Muster in Ost und West nahezu identisch. Für die Grundbedürfnisse Wohnung, Nahrung und Bekleidung verwendeten die privaten Haushalte 2008 durchschnittlich etwas mehr als die Hälfte ihrer gesamten Konsum-Ausgaben. Mobilität schlug in beiden Teilen Deutschlands mit durchschnittlich 15 Prozent zu Buche, gefolgt von den Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur.

Für Restaurants und Hotelübernachtungen belasteten die Privathaushalte ihre Budgets mit 5 Prozent genauso hoch wie mit ihren Ausgaben für die Wohnungseinrichtung. Diese Konsum-Muster haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten nicht wesentlich verändert.

Im Rahmen der EVS werden private Haushalte in Deutschland alle fünf Jahre zu ihren Einnahmen und Ausgaben, zur Vermögensbildung, zur Ausstattung mit Gebrauchsgütern und zur Wohnsituation befragt. Dafür führen 60.000 private Haushalte unterschiedlicher Größen für ein Quartal detaillierte Aufzeichnungen. Die Zahlen aus 2008 berücksichtigen noch nicht die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf den privaten Bereich.