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Um bei COPD frühzeitig handeln zu können, wird die Aufnahme des Lungenfunktionstests in die Vorsorgeuntersuchung gefordert.
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Wien. Sie kommt schleichend und macht erst zu einem Zeitpunkt auf sich aufmerksam, wo es schon zu spät ist - die COPD genannte Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung. Denn erst wenn etwa 50 Prozent der Lungenfunktion schon verloren gegangen sind, merken die Patienten deutliche Symptome mit akuter Atemnot, schilderten Experten Dienstagabend im Rahmen einer "Medizin im Dialog"-Veranstaltung der Gesellschaft der Ärzte in Kooperation mit der "Wiener Zeitung" im Wiener Billrothhaus. Sie fordern daher die Aufnahme des Lungenfunktionstests in die Vorsorgeuntersuchung, um frühzeitig medizinisch einschreiten zu können.
In Österreich sind es bereits elf Prozent der Österreicher über 40 Jahre - rund 400.000 Menschen -, die an COPD leiden. Vorwiegend seien es Raucher, die sich die Erkrankung mit jeder Zigarette quasi anzüchten. Das Rauchen aufzugeben, sei auch eine der ersten wesentlichen Interventionen, die rund 80 Prozent des therapeutischen Einflusses leisten, betonte die Lungenfachärztin Elisabeth Zehetner. Die schulmedizinischen Unterstützungsmaßnahmen würden nur 20 Prozent der Therapie ausmachen.
Lebensstiländerung
Hauptmaßnahme bleibe damit eine Lebensstiländerung, betonte auch Bernhard Schwarz vom Zentrum für Public Health der Meduni Wien. In skandinavischen Ländern, wo die Bevölkerung für die Gesundheit günstigere Verhaltensmuster an den Tag lege, sei auch die Zahl der Erkrankten geringer. Auffallend hoch ist in Österreich auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte im Fall von COPD. Sind es hierzulande 320 auf 100.000 Einwohner pro Jahr, zählt der EU-Schnitt nur 199 Aufenthalte. In der Schweiz sind es gar nur 95. Für Peter Nowak vom Institut Gesundheit Österreich werde hier die Versorgungssituation im Lande deutlich. Einerseits könne man annehmen, dass wir eine relativ hohe Rate an COPD-Kranken haben, andererseits aber auch eine geringere Früherkennungsrate, so Nowak. Außerdem gebe es Hinweise für höhere Wiederaufnahmeraten nach einem Erstaufenthalt im Krankenhaus. "Man stirbt in Österreich nicht früher als woanders", beruhigte Nowak, doch das Gesamtsystem funktioniere nicht.
Risikogruppen definieren
Der Lungenfunktionstest sei "die entscheidende Früherkennungsmaßnahme", betonte Michael Studnicka, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie. In der Vorsorgeuntersuchung angewandt, könnten Patienten frühzeitig gewarnt werden. Schon alleine eine Lebensstiländerung im Frühstadium kann zu einer Verlangsamung der Erkrankung beitragen.
In der Therapie der COPD fehle "jene durchdrungene Vorgehensweise, wie wir sie bei den Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes kennen", sagte Otto Traindl, Präsident des Verbandes leitender Krankenhausärzte. Während sowohl Arzt als auch Patient genauestens über Blutdruck- und Cholesterinwerte informiert seien, bleibe die Lungenfunktion im Hintertreffen. Der Test sei "sehr unkompliziert" und könnte dazu beitragen, dass das Leben vieler Patienten geringer beeinträchtigt wäre, betonte Schwarz.
Laut Traindl gelte es, Bewusstsein zu schaffen, die Früherkennung voranzutreiben, Risikogruppen zu definieren sowie Entscheidungsalgorithmen zu schaffen, wie man mit den unterschiedlichen Patientengruppen umgeht, um nicht nur die Lebensqualität einzelner zu verbessern beziehungsweise zu erhalten, sondern auch die Spitalshäufigkeit reduzieren zu können.