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Die schöne Philharmonikerin

Von Christoph Irrgeher

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Aus alten Fernsehberichten spürt man es noch heraus: Wo das "schöne Geschlecht" in die Berufswelt drängte, da regte sich zweifelhafte Freude. Zwar zog man da den Hut vor weiblichem Pioniergeist - entzückte sich aber vornehmlich am exotischen Reiz. Stichwort: So schön kann das Arbeiten - im Ausnahmefall! - sein.

Im Jahr 2010 ist man da sensibler. Mit Ausnahme von Organisationen freilich, in denen die Kollegin immer noch Rarität ist. Wie bei den Wiener Philharmonikern. Das für seine Frauenarmut langjährig gescholtene Orchester hat heute - immerhin - eine Handvoll Musikerinnen. Und für die ließ man zuletzt sogar eigene Dienstkleidung schneidern. Nur: Wie die am Mittwoch präsentiert wurde, das offenbarte einen Mangel - an Gespür. Da also traten die Damen im neuen Dress vor die Pressefotografen. Und hatten Fragen zu beantworten, die kaum auf musikalische Kompetenz zielten.

Keine Frage: Schöne Arbeitskleidung ist jedem Menschen zu gönnen. Wenn diese vorgeführt wird, sollte sich der Träger aber nicht ebenso vorgeführt fühlen. Ein Effekt, der übrigens vermeidbar gewesen wäre: indem man das Outfit erst 2011 präsentiert hätte. Dann nämlich soll auch die neue Männer-Kleidung fertig sein. Ob dann alle Herren Philharmoniker vor Pressefotografen auf ihr Wohlbefinden befragt werden, ist allerdings zu bezweifeln.