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Was Eltern wirklich helfen würde, wäre mehr Akzeptanz für ihre Situation.
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Der Muttertag ist vorbei. Die Beschenkten kehren in die Arbeit zurück und erledigen weiterhin den Großteil der Familien- und Hausarbeit. Unternehmen, die wettbewerbsfähig sein wollen, haben neuerdings Positionen wie "People and Culture", um unter vielen anderen Aufgaben den Wiedereinstieg nach der Babypause (wie es oft liebevoll genannt wird) zu erleichtern. Trotzdem finden weniger nach Beendigung einer Karenz ins Unternehmen zurück. Zur Jobbeschreibung zählt auch Karenzmanagement. Und das handhaben Firmen unterschiedlich gut. Ansonsten würden doch mehr Frauen aus der Karenz wieder zurückkommen oder Männer sich mehr einbringen. Oder liegt es doch an den nicht umgesetzten Sonntagsreden zum neuen Schlagwort Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Was Eltern wirklich helfen würde, wäre mehr Akzeptanz für ihre Situation.
Mütter arbeiten vermehrt in Teilzeit und werden an ein paar Tagen im Jahr medial und privat gefeiert. Die Arbeiterkammer veröffentlicht gefühlt alle paar Monate neue Erkenntnisse rund um Väterbeteiligung bei Karenz und Kinderbetreuungsgeld, fordert Maßnahmen von Gesellschaft, Unternehmen und Politik, damit sich Männer mehr in die Familienarbeit einbringen. Dies alles verhallt. Wie Rosa Eder-Kornfeld in ihrem Artikel "Der Zug fährt in die falsche Richtung" ("Wiener Zeitung", 12. Mai 2023) geschrieben hat, werden Beschäftigte in Karenz von den Unternehmen vergessen.
Bald ist Vatertag, dann lässt man die Papas hochleben. Aber Eltern brauchen mehr als Selbstgebasteltes. Die Abholzeiten und Kosten von Krippe und Co machen es ihnen nicht einfacher. Es wird abgewogen: Zahlt sich der Teilzeitjob (meist der Mutter) aus oder ist es ein Nullsummenspiel, weil der Kindergartenplatz das wenige Geld verschlingt? Dann bleibt eben doch die Frau mehr zu Hause. Ja, der Zug fährt nicht nur in die falsche Richtung, sondern auch noch mit Volldampf. In einer Zeit der Krisen und multiplen Belastungen für die Bevölkerung ist es sträflich, auf alte Rollenbilder zu setzen. Doch für das Gegenteil brachten und bringen weder die verantwortlichen Regierungen der vergangen Jahrzehnte noch Unternehmen den benötigten Mut auf. Mutter- und Vatertage werden kommen und gehen, wir werden Lobeshymnen hören und Berichte darüber, was alles noch verbessert gehört.
In Deutschland sind mittlerweile ein paar sanfte und auch saftige Bemühungen erkennbar. Beispielsweise leistet sich Hewlett-Packart für frischgebackene Eltern eine sechsmonatige Weiterzahlung der Gehälter - das Elterngeld (Kinderbetreuungsgeld) wäre mit 1.800 Euro pro Monat gedeckelt. Warum? Weil man dort weiß, dass Beschäftigte so aus der Elternzeit auch wieder zurückkommen, zufriedener sind, sich ernstgenommen fühlen und es sich letztlich auch für das Unternehmen monetär auszahlt. Eine kleine Firma kann sich dies nicht leisten. Es fehlt aber auch an Grundsätzlichem. So wäre schon geholfen, wenn Firmen Workshops oder Beratungen zu diesen Themen kostenlos in Anspruch nehmen könnten. Denn mittlerweile dämmert es vielen hier wie dort: Ein einzelner Tag im Jahr ist zu wenig der Anerkennung und Bemühungen.