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Die Junge ÖVP Favoriten wehrt sich gegen den Ausbau des Novomatic-Casinos im Böhmischen Prater - mit Unterstützung der Landesorganisation.
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Wien. "Es ist mir bewusst, dass wir uns damit nicht nur Freunde machen. Es geht um Firmen, die nicht unwesentlich sind, da kann man sich leicht die Finger verbrennen. Auch parteiintern ist das heikel. Aber manchmal muss man für seine Überzeugungen kämpfen. Ein Riesen-Casino mit viel Bling-Bling passt einfach nicht in das familiäre Naherholungsgebiet Böhmischer Prater."
Die kämpferischen Töne stammen von Nico Marchetti. Der 24-Jährige war einst Bundesschulsprecher und ist heute Chef der Jungen ÖVP Favoriten. Sollte Novomatic eine Lizenz für das Casino "Monte Laa" bekommen, fürchtet Marchetti einen Ausbau von derzeit 80 auf 350 Automaten. Er hat eine Unterschriftenaktion gestartet und bis dato 800 Mitstreiter gefunden. "Das ist ein Kampf gegen Windmühlen. Aber wann sollen wir den führen, wenn nicht jetzt vor der Lizenz-Vergabe?"
Diese kämpferischen Töne ist man eher von Niki Kowall gewohnt, dem Chef der SPÖ-Splittergruppe "Sektion 8". Der hat am Landesparteitag 2011 ein Verbot der Wiener Automaten außerhalb von Casinos (in Cafés, Kabinen, Tankstellen, Salons) durchgeboxt - gegen den Willen von Bürgermeister Michael Häupl und seiner Stadträte. Das Verbot gilt ab 2015.
Familiär statt revolutionär
Marchetti sagt, er habe Kowall bereits getroffen. Doch bei der Initiative der JVP stehe weniger "das Revolutionäre" im Vordergrund, sondern das Familiäre. "Ich wohne dort und sehe die Volksschulklassen durch den Prater spazieren. Dort finden regelmäßig Kinderferienspiele statt. Der Prater ist in erster Linie für Familien und Kinder attraktiv."
Beistand bekommen die Favoritner von der Mutter, der JVP Wien. "Wir unterstützten das auf jeden Fall. Sonst wären wir eine komische Landesorganisation. Bei der Unterschriftenaktion helfen wir, wo wir können", sagt Dominik Stracke, der Nachfolger von Sebastian Kurz als Chef der jungen Wiener Schwarzen.
"Unabhängig von der Frage, ob der Standort Böhmischer Prater eine Casino-Lizenz bekommt, ist es nicht sinnvoll, den Prater zuzuzementieren und die Nutzungsfläche durch große Parkplätze zu verkleinern. Es gibt ohnedies schon zu wenig Grünraum im städtischen Bereich. Das nette Naherholungsgebiet muss in der jetzigen Form erhalten bleiben."
Er sei generell gegen Verbote. Aber beim Glücksspiel stelle sich schon die Frage, ob das Suchtproblem so gravierend sei, dass man einen gewissen Personenkreis vor sich selbst schützen müsse.
Stracke: "Der Staat schaut gerne weg und verdient ein Körberlgeld. Es ist aber bedenklich, dass er sich an der Sucht bereichert, wenn man bedenkt, dass ein kleiner Teil der Spieler einen Großteil des Umsatzes generieren. Wie ethisch vertretbar ist das?"
Sollte Novomatic den Jackpot knacken und die Lizenz neben dem Wurstel-Prater auch für den Böhmischen Prater bekommen, verlagert sich das Casino-Spiel in Wien von der inneren Stadt in die Außenbezirke. Im Vergleich zum Status quo wird in den Casinos zwar ein strengerer Spielerschutz gelten. Andererseits wandert das große Glücksspiel dann verstärkt in sozial schwächere, migrantische Teile der Stadt.
Die Novomatic übt sich derzeit in eisernem Schweigen. "Wir haben mit Novomatic das Gespräch gesucht, die haben uns gesagt, wir sollen uns beruhigen. Das werde schon nicht zu groß. Aber Beweise dafür haben wir nicht gesehen", sagt Marchetti.