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Der Sport bedarf oft der Medien, um ins richtige Licht gerückt zu werden. Das Fernsehen fungiert als Multiplikator, lässt Helden entstehen, verdammt Verlierer zu Versagern. Bei der Fußball-WM in Japan und Südkorea haben die TV-Sender relativ leichtes Spiel. Die Mannschaften geizen nicht mit Überraschungen, jeder kann scheinbar jeden schlagen.
Senegal ärgert beispielsweise an einem guten Tag Frankreich. Und genau dieses Wissen um das Ungewisse macht das Turnier vor allem jetzt im K.-o.-System so interessant. Die Leistungen rücken noch mehr zusammen, 90 Minuten - vielleicht auch ein paar mehr - entscheiden über Sieg und Niederlage, Triumph oder Tragödie, für jene, die es lieber theatralisch haben. Die Medien brauchen gar nichts zu inszenieren, diese Aufgabe übernehmen die Spieler am Feld ohnehin von selbst. Reporter müssen nur die Kamera draufhalten und ihren euphorischen Kommentar dazu geben.
Auch der ORF ist ab sofort bei jeder Partie, ein Viertelfinale ausgenommen, voll im Bild und gleicht damit den Vorrundenvorteil von Premiere World aus. Ab sofort ist wieder "Old Boy" Robert Seeger vor dem Mikrofon und kann seine altbekannten Fußballweisheiten unter das österreichische Fernsehvolk bringen. Die Stars werden eben nach zwei Wochen eingeflogen. Und Hansi Huber wird wieder mitfiebern und nach fünf Minuten aufschreien: "Ein Tor würde dem Spiel gut tun." Oder vielleicht auch nicht? Denn im Prinzip sollte man die Mannschaften nur spielen lassen, sie sorgen ohnehin für genügend fernsehgerechte Spannung.