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Tunesien ist in Zeiten wie diesen ja nicht unbedingt ein Ort, an dem man sich gern aufhalten möchte. Es sei denn, es gibt einen guten Grund, zum Beispiel, um einen alten Freund aus früheren Tagen zu treffen. Im Fall von Diego Maradona, der nun im durch Terrorakte bedrängten nordafrikanischen Staat aufkreuzte, heißt dieser Freund Ali Bennaceur. Und der hatte für die Fußball-Legende aus Übersee ein kleines Geschenk parat: ein Foto vom WM-Viertelfinalspiel Argentinien gegen England 1986 in Mexiko, an dessen Ausgang die beiden, Maradona als Torschütze und Bennaceur als Schiedsrichter, ziemlichen Einfluss genommen hatten. Weil der Tunesier die zum Ball fahrende "Hand Gottes" des Argentiniers nicht gesehen hatte, zählte der Treffer und bildete die Basis für den 2:1-Viertelfinalsieg und den nachfolgenden Marsch der Gauchos zum WM-Titel.
Nun kommen Tore wie dieses im Fußball immer wieder einmal vor, denn Spieler und Referees sind auch nur Menschen. Etwas anderes ist es freilich, wenn man ein klares Fehlverhalten (mit irregulärer Torfolge) dann auch noch leugnet und keine Reue zeigt, wie das Maradona mit seinem "Es war die Hand Gottes"-Sager von einst hochmütig tat. Erst 2008, also mehr als 20 Jahre später, fand der Ex-Ausnahmekicker endlich den Mut, das Handspiel zuzugeben. "Wenn ich eine Zeitreise machen könnte und die Geschichte umschreiben, ich würde es tun", sagte er damals entschuldigend. "Aber ich kann es nicht. Das Tor ist immer noch ein Tor."
Sicher kann Maradona das Ganze nicht ungeschehen machen. Aber er hätte sich zumindest die Reise nach Tunesien sparen können. Sein "emotionales Wiedersehen" mit Ali, "seinem ewigen Freund", ist nicht gerade ein Beweis für aufrichtige Reue, im Gegenteil.