Deutliche Sieger bei Vorwahlen in New Hampshire: Trump bei Republikanern, Sanders bei Demokraten.
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Washington D.C./Concord. Ein verkehrtes Spiegelbild. Recht viel anders
lässt sich das nicht beschreiben, was die Leute da gestern in New
Hampshire zusammen gewählt haben. Musste man sich am Abend der Iowa Caucusses eine Woche zuvor noch bis in die Abendstunden gedulden, bis sich ein klares Bild über Sieger und Verlierer im Kampf um die Nominierung der US-Präsidentschaftskandidaten ergeben hatte, standen nämliche in dem hoch im Nordosten gelegenen Bundesstaat fest, als die meisten Wahllokale gerade erst zusperrten. Wie sich in den Stunden darauf zeigte, wird das Ergebnis zumindest auf einer Seite definitiv für Diskussionen sorgen.
Bei den Republikanern lag Donald Trump vorn. In überlegener Manier. Um Mitternacht waren zwar einige Wahlbezirke immer noch nicht fertig ausgezählt, aber alles deutete darauf hin, dass ihn doppelt so viele Menschen gewählt hatten (35,2 Prozent) wie den zweitplatzierten. Der heißt John Kasich.
(K)eine Überraschung
Eine Überraschung, wenn auch keine wirklich große. Der Gouverneur von
Ohio, ein ausgesprochen moderater Politiker, der unter anderem von
Kaliforniens Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger unterstützt wird, bekam 15,9 Prozent der Stimmen. Das ist insofern beachtlich, weil nach Iowa eigentlich viele einen anderen Kandidaten als ersten Trump-Verfolger angesehen hatten: Marco Rubio, den jungen Senator aus Florida. Aber dann war der Samstagabend und mit ihm die letzte Fernsehdebatte der Republikaner vor dem Wahlgang in New Hampshire gekommen. Die geriet Rubio zu einer, nunja: einzigen Katastrophe. Der 43-jährige wirkte wie ferngesteuert und wiederholte sich derart oft, dass ihn Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, direkt auf seine Roboter-artige Rhetorik angesprochen hatte. Rubio verteidigte sich indes nicht, sondern machte die ganze Sache nur noch schlimmer.
Die Quittung: Als Favorit auf Platz zwei ins Rennen um New Hampshire gegangen, landete er dort nur abgeschlagen auf Platz fünf (10,5 Prozent). Von den in diesem Stadium des Wahlkampfs noch ernstzunehmenden Konkurrenten landete einzig Christie hinter ihm (7,6). Auf Platz drei stand am Ende der erzkonservative Ted Cruz, der Sieger der Iowa Caucusses. Mit 11,5 Prozent schnitt er besser ab als gedacht. Hinter ihm erlangte einer einen Achtungserfolg, von dem man sich das so nicht erwartet hatte: Jeb Bush. Immerhin 11,1 Prozent bekam er in New Hampshire, aber, vielleicht für den Ex-Gouverneur von Florida sogar wichtiger: einen Platz vor Rubio. Es wird spannend anzusehen sein, wie die Geldgeber beider Kandidaten in den nächsten Wochen auf diese Entwicklung reagieren werden.
Die Demokraten
Bei den Demokraten spielte es sich ebenfalls ordentlich ab, aber bei ihnen hatte man den Ausgang schon mehr als vorausgeahnt. Die Frage war lediglich, wie gross der Abstand zwischen Bernie Sanders und Hillary
Clinton, den einzigen noch verbliebenen Kandidaten, am Ende ausfallen
würde. Die Antwort steht nunmehr fest und lautet: ziemlich ordentlich.
Um Mitternacht lag der Senator von Vermont bei der Auszählung um satte 21 Prozentpunkte vor der ehemaligen Außenministerin. Ein Desaster, das das Zeug hat, die an und für sich programmierte Kandidatin der Partei
nachhaltig zu beschädigen. Wie nachhaltig, wird sich frühestens am 20. und am 27. Februar zeigen. Dann finden die Nevada Caucusses beziehungsweise die Primary in South Carolina statt; und spätestens am 1. März, wenn in zwölf Bundesstaaten gleichzeitig Vorwahlen stattfinden, die vorwiegend im Süden liegen. Die Favoritin ist angeschlagen. Aber gefallen ist Clinton noch lange nicht. Die Südstaaten gelten als ihre Bastion.
Zeitgeist - Leitartikel von Reinhard Göweil