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"Die Slowakei wird am Balkan gerne gehört"

Von WZ-Korrespondentin Carola Palzecki

Europaarchiv

Pressburger Diplomat löst Schwarz-Schilling ab. | Lajcák gilt als profunder Kenner des Balkans. | Pressburg. "Es ist besser, dass die EU geschlossen hinter mir steht, weil mir das die innere Ruhe für diese komplizierte Aufgabe gibt." Mit dieser Überzeugung tritt der Slowake Miroslav Lajcák am 1. Juli sein Amt als Hoher Repräsentant der Europäischen Union und der Internationalen Staatengemeinschaft in Bosnien-Herzegowina an. Lajcák folgt auf den Deutschen Christian Schwarz-Schilling, er war der einzige Kandidat für dieses Amt.


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Derzeit ist Lajcák vor allem unterwegs. In den Hauptstädten der Staaten, die in Bosnien-Herzegowina "Stakeholder" sind, gleicht er Positionen ab und schafft damit den Rahmen für seine künftige Aufgabe. Die Vorbereitung auf das Mandat in Sarajewo sei schon allein wegen der Fülle der vorhandenen Dokumente extrem intensiv, sagt der 44-Jährige.

Lajcák ist in der Balkan-Region schon lange kein Unbekannter mehr. Seit 19 Jahren ist er für die slowakische Diplomatie im Einsatz, einen Großteil dieser Zeit widmete er dem Balkan. Im Laufe der Zeit hat er sich Kenntnisse in Kroatisch, Montenegrinisch, Serbisch und nicht zuletzt auch Bosnisch angeeignet. Von 1999 bis 2001 war er als executive assistant die rechte Hand des slowakischen Außenministers Eduard Kukan, als dieser zusammen mit dem früheren schwedischen Premier Carl Bildt Sonderbeauftragter für den Balkan war. Von 2001 bis 2005 war Lajcák dann Botschafter in Belgrad, der Hohe Repräsentant der EU für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (Gasp) Javier Solana beauftragte ihn schließlich mit der Vorbereitung des Referendums, in dem die Montenegriner am 21. Mai 2006 über die Abspaltung von Serbien abstimmten. Im slowakischen Außenministerium befasst sich Lajcák zurzeit unter den drei Gesichtspunkten Gasp, Nato und bilaterale Beziehungen zu allen Staaten außerhalb der EU mit der Region.

Die Slowakei könne auf dem West-Balkan in besonderer Weise hilfreich agieren, meint Lajcák. "Wir haben gerade erst die Transformation erlebt und können daher Erfahrungen aus erster Hand weitergeben. Deshalb werden wir gern gehört." Besonders wichtig sei dabei, Wege zu einer gelungenen Kommunikation mit Brüssel aufzuzeigen; diese müsse vor allem von Vertrauen bestimmt sein. Im übrigen bringe die Slowakei auch gegenüber anderen neuen EU-Mitgliedern wie Polen oder Ungarn noch einen großen Vorteil mit: "Wie die Balkanstaaten haben auch wir die Erfahrung gemacht, dass ein Staat auseinander fiel und es danach notwendig war, eine neue Staatlichkeit zu kreieren".

Lohn für Engagement

Lajcák sieht seine Ernennung auch als Anerkennung der EU für das langjährige Engagement slowakischer Außenpolitiker auf dem West-Balkan und als Beweis dafür, dass auch jüngere EU-Mitglieder sehr wohl zum Wohl der Staatengemeinschaft beitragen. Das wiederum sei ein wichtiges Signal an die Staaten in dieser Region: "Die EU, das ist nämlich nicht nur Berlin, Paris oder London, sondern das sind alle Staaten, die dazugehören."

Lajcák wird zunächst ohne Familie nach Sarajewo gehen. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass Lajcák eben gleich zwei Herren auf einmal dient. Sein internationales Mandat läuft im kommenden Jahr aus, dann soll das Büro geschlossen werden. Innerhalb der EU wiederum muss erst noch entschieden werden, ob Lajcáks Mandat über 2008 hinaus verlängert wird.

Zur PersonMiroslav Lajcák wurde am 20. März 1963 im nordslowakischen Poprad geboren. Nach dem Jus-Studium an der Komenski-Universität in Pressburg ging er nach Moskau. Seine diplomatische Laufbahn begann der Vater von zwei Töchtern im damaligen tschechoslowakischen Außenministerium Ende der 80er Jahre.