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Isoflavone wirken entzündungshemmend und hormonregulierend. | Schutzwirkung bei 75 mg pro Tag. | Wien. In Japan - wie auch in anderen asiatischen Ländern - werden Wechseljahresbeschwerden, Osteoporose, Krebs oder Herz-Kreislauferkrankungen weit weniger beobachtet als im Rest der Welt. Die Wissenschaft mutmaßt schon seit langem, dass die Sojabohne der Quell für Gesundheit und Langlebigkeit ist. Mehrere Studien beweisen unterdessen deren entzündungshemmende Wirkung, genauer gesagt jene der darin enthaltenen Isoflavone (Pflanzenhormone), betont der Anti-Aging-Arzt Prof. Markus Metka gegenüber der "Wiener Zeitung".
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Die japanische Anti-Aging-Spezialistin, Dr. Lin Lin Kaku, spricht aus der Praxis: Die Sojabohne ist mit ihren Inhaltsstoffen extrem nahrhaft, entzündungshemmend und hormonregulierend. Sie hilft auch bei Müdigkeit, Haut- oder Verdauungsproblemen.
Eine ausreichende Schutzwirkung sei dann gegeben, wenn Sojaprodukte wie Miso (Paste), Natto (fermentierte Bohnen), Tofu, Sojamilch oder -joghurt auf dem täglichen Speiseplan stehen. Asiatische Frauen nehmen zwischen 50 und 200 mg Isoflavon pro Tag zu sich, der Europäer weniger als 5.
Isoflavone werden als Phytoöstrogene bezeichnet, weil sie dem Hormon Östrogen am ähnlichsten sind. Die Bedeutung der Isoflavone wird vor allem in der Menopause schlagend. Die bei der Frau bis dahin im Gleichgewicht befindlichen Östrogenrezeptoren alpha und beta geraten um das 45. Lebensjahr ins Schwanken. ER-alpha, der für die Fortpflanzung und das Wachsen von Zellen (auch Krebszellen) verantwortlich ist, erhält die Überhand zu Lasten des guten ER-beta, der als natürliche Bremse fungiert. Dies begünstigt die Entstehung von Karzinomen vor allem in Brust, Dickdarm, aber auch Prostata.
Die in der Bohne enthaltenen Pflanzenhormone unterstützen dabei den Körper, ER-beta wieder aufzubauen und damit die wachstumsfördernden Zellen zu kontrollieren. Die Sojabohne liefert außerdem hochwertiges Eiweiß, mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3 und Omega-6, Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe.
Auch im Westen gehen viele dazu über, Sojaprodukte in den täglichen Speiseplan zu integrieren. Laut Marktforschungsinstitut ACN Nielsen ist der Absatz an Sojamilch 2005 weltweit um 30 Prozent gestiegen. Und in den Regalen der Supermärkte finden sich immer mehr Joghurts und Drinks.
Doch werden auch kritische Stimmen laut, vor allem wenn es um die Versorgung von Kindern geht. Die Phytohormone docken an Rezeptoren in Geschlechtsorganen, Leber oder Gehirn an. "Da im kindlichen Blut nur geringe Mengen an Geschlechtshormonen zirkulieren, könnte das Gleichgewicht aus dem Lot kommen", erklärte erst jüngst Berthold Koletzko, Vorsitzender der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Jugendmedizin, in der "Süddeutschen Zeitung".
"Den japanischen Kindern scheint es nicht zu schaden", kontert Dr. Kaku. Im Gegenteil: Die Kinder zeigen höhere kognitive Fähigkeiten und weniger Hyperaktivität. Jedoch sei es "eine Unnatürlichkeit, Säuglingen anstatt Muttermilch hochkonzentrierte Sojapräparate zu verabreichen".
Erst im Kleinkindalter sollte mit der Zufuhr von Soja begonnen werden. Wesentlich sei, schon vor der Pubertät auf eine ausreichende Isoflavon-Versorgung zu achten, um eine präventive Wirkung erzielen zu können, betont Metka. So könnte etwa die herkömmliche Schulmilch durch Sojamilch ersetzt werden, fordert er. Um auf die empfohlene Menge von 75 mg Isoflavon pro Tag zu kommen, müssen täglich etwa 875 ml Sojamilch-Produkte verzehrt werden.
Matthias Krön, Geschäftsführer von Mona Naturprodukte und Vertreiber der heimischen Soja-Linie Joya, weist darauf hin, dass sich die Ernährungsweise im Westen in den letzten Jahrzehnten wesentlich verschlechtert hat. Während früher die besonders nahrhaften Bohnen und Linsen auf dem Speiseplan standen, dominieren in den heimischen Haushalten heutzutage hingegen Fleisch, Eier und Milch.