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Die Sorgen ums liebe Geld

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

Die Schuldendebatte um Griechenland, den Euroraum, aber auch die USA bringt Sparer überall ins Grübeln. Immer mehr Menschen flüchten in Immobilien, Ackerland- und Gold-Investments. Alles, nur kein Geld besitzen, so scheint die Devise zu lauten. Der gemeinsame Schuldenberg der EU und der USA in Höhe von 20.000 Milliarden Euro lässt Befürchtungen durchaus zu, um es vorsichtig zu formulieren.


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Das Problem: In Immobilien und Rohstoffe fließt so viel Geld, dass sich dort die nächsten Blasen bilden, da die Preise fundamental nicht zu begründen sind. Wenn diese Blasen platzen, werden viele Anleger wie Lemminge von der Klippe fallen. Und jede Spekulationsblase platzt irgendwann einmal.

Die Flucht aus Geld- in Sachwerte lässt sich auch damit erklären, dass Regierungen diesseits und jenseits des Atlantiks keine Antworten für die Lösung der Schuldenkrise geben - und im jetzigen System nicht geben können. Um einen solch immensen Schuldenberg - der 90 Prozent der gemeinsamen Wirtschaftsleistung von Europa und Amerika ausmacht - in den Griff zu bekommen, ist viel Zeit notwendig: 20 Jahre, vielleicht sogar 30.

Zeit, die den Staaten von den Finanzmärkten nicht zur Verfügung gestellt wird. In 30 Jahren sind die Bankmanager und Händler, die heute Zinsen für bereitgestelltes Geld verlangen, längst nicht mehr im Geschäft. Sie wollen jetzt verdienen, nicht in ferner Zukunft. Und sie wollen - oder dürfen - kein so lange anhaltendes Risiko eingehen.

Es liegt also an den Staaten selbst, die Märkte zu verändern. Deren Regulatoren müssen mit kurzfristigen Darlehen Schluss machen. Europa benötigt eine gemeinsame, langfristige Euro-Finanzierung (bisher regelt sich das jedes der 17 Euro-Länder selbst). Die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed wiederum müssen darauf bei Refinanzierungen (sprich: beim Gelddrucken) Rücksicht nehmen. Denn viele Banken kaufen Staatsanleihen und hinterlegen sie bei den Zentralbanken als Sicherheit für (sehr billige) Kredite, um damit wieder andere Geschäfte zu tätigen. Dieses System ist gescheitert, allein schon mit Blick auf die aktuelle Angst vieler Leute um ihr Geld.

Staaten und Zentralbanken sind gefordert, innovativ zu sein. Zum ersten Mal müssen sie erfindungsreicher sein als die Banken, die seit Jahren mit immer neuen Finanzprodukten die Aufsichts-

regeln unterlaufen.