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Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Wer kennt ihn nicht, diesen weisen Spruch, der uns - nicht nur in Hinblick auf den Weltspartag am kommenden Freitag - daran gemahnt, für schlechte Zeiten vorzusorgen? Zynische Zeitgenossen wandeln ihn gerne ab: "Spare in der Not, dann hast du Zeit dazu." Es muss aber gar nicht die große Not im Land ausbrechen: Die Konjunkturflaute reicht aus, um den Österreicherinnen und Österreichern die Lust am Geldausgeben zu verderben. Vor 79 Jahren, als der Weltspartag "erfunden" wurde, war die wirtschaftliche Situation jedoch noch weitaus trister als heute.
Am 27. Oktober 1924 trafen einander auf Einladung der Cassa di Risparmio delle Provincie Lombarde Sparkassenvertreter aus 29 Ländern zum 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand. Zur Erinnerung an "die erste Tagung der Sparkasseninstitute aller Kulturländer" wurde der Schlusstag des Kongresses, der 31. Oktober 1924, zum "Weltspartag" erklärt. Der Kongress der Sparkassen fiel in eine Zeit hoher Arbeitslosigkeit und Inflation. Der Grundgedanke des Weltspartages war daher auch, die Bevölkerung dazu zu ermutigen, an die Zukunft zu glauben und Reserven zu schaffen. Nach Ansicht der heimischen Banken hat diese Zielsetzung auch in den darauffolgenden Jahren, insbesondere in den Jahren des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg, nicht an Aktualität verloren. Die UNO erklärte 1989 den 31. Oktober offiziell zum "International Saving Day."
Sparen beim Urlaub und bei Weihnachtsgeschenken
In letzter Zeit häufen sich die Beweise, dass der Spargedanke im Moment von der österreichischen Bevölkerung sehr ernst genommen wird. So hegen nur 45 Prozent der Österreicher für die kommenden zwölf Monate Urlaubspläne, vor einem Jahr waren es noch 55 Prozent gewesen. Auch bei den Weihnachtsgeschenken wird gespart: 31 Prozent der Bevölkerung wollen heuer weniger für Geschenke ausgeben als voriges Jahr, nur 5 Prozent wollen tiefer ins Geldbörsel greifen.
Das Sparschwein wird hingegen brav gefüttert, wie ein Rundruf der "Wiener Zeitung" bei den großen heimischen Banken ergab. In der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) lagen per Ende September 2003 rund 16,6 Mrd. Euro auf Sparbüchern, ein Jahr zuvor waren es noch 15,9 Mrd. Euro gewesen. Bei den Sparkarten stieg das Volumen von 1,8 Mrd. auf 2,5 Mrd. Euro, womit ein Trend zum "elektronischen Sparbuch" festzustellen ist. In der Erste Bank beliefen sich die Spareinlagen per 7. Oktober 2003 auf insgesamt 6,557 Mrd. Euro, was seit Jahresbeginn einem Zuwachs um 4,4 Prozent entspricht. Während bei den Sparkarten (Profit-Konten) eine Steigerung um 44,6 Prozent auf 326,3 Mill. Euro verzeichnet wurde, gab es bei Sparbüchern einen leichten Abfluss von 52,9 Mill. Euro (minus 0,95 Prozent). In der BAWAG/P.S.K.-Gruppe wurde seit Jahresbeginn ein Anstieg bei den Spareinlagen um fast eine halbe Milliarde auf 17 Mrd. Euro verzeichnet, und die Volksbank Wien berichtet von einem Plus von über 5 Prozent.
Die Gründe für den Spareifer liegen nicht nur im schlechten Konjunkturklima. Die turbulenten Entwicklungen an den Aktienmärkten haben das Ihrige dazu beigetragen, dass die Anleger wieder auf Nummer sicher gehen, heißt es bei den Banken. Die österreichischen Investmentfonds verzeichneten im zweiten Quartal Abflüsse von rund 260 Mill. Euro.