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Die Zeiten, in denen Kulturminister wie mächtige Mäzene am goldenen Geldhahn saßen und ihn nach Gutdünken auf- oder zudrehen konnten, sind längst Vergangenheit. Wenn es sie überhaupt gegeben hat. Dass Kulturbudget wird maximal indexangepasst. Wenn überhaupt. Drittmittel ist auch hier das (nicht unproblematische) Zauberwort. Zugriff auf frei zu vergebendes Geld im großen Stil hat in der Kulturpolitik heute kaum jemand. Vielmehr ist der Kulturminister in der Position, für Kulturinstitutionen bei seinen Regierungskollegen um Geld zu feilschen.
Die Macht hat sich in diesem Bereich längst auf Weichenstellungen verlagert. Und diese schlagen sich in Gesetzen - wie der steuerlichen Absetzbarkeit von Sponsoring oder einer Künstlersozialversicherung - nieder. Oder ganz konkret in der Besetzung von Direktorenposten.
Misst man einen Minister an der Zahl und Wichtigkeit seiner Personalentscheidungen, so wird die Amtszeit von Thomas Drozda - unabhängig vom Wahlergebnis im Oktober - eine äußerst prägende gewesen sein. Obwohl erst ein gutes Jahr im Amt, zeichnet er für die Neubestellung beinahe aller Direktionen der großen Häuser des Bundes verantwortlich. Staatsoper und Burgtheater, Belvedere und nun auch das Kunsthistorische Museum. Das Paradoxon dabei entsteht aus ungleichen Geschwindigkeiten zweier Systeme. Die immer schnelllebigere Politik und die immer länger werdenden Planungsphasen im Kulturbetrieb führen dazu, dass die Qualität von Drozdas Entscheidungen sich vielleicht erst Jahre nach seiner Zeit als Minister beurteilen lassen werden.