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Die Speerspitze von Pakistans Volkspartei

Von Alexander U. Mathé

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Bilawal Bhutto Zardari ist noch zu jung, um selbst für das Premiersamt zu kandidieren, hat aber eine große politische Zukunft vor sich.


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Wenn die Pakistanis am 11. Mai ihr Parlament neu wählen, werden sie einem der prominentesten und vielversprechendsten Politiker für die Zukunft nicht ihre Stimme geben können. Bilawal Bhutto Zardari ist mit seinen 24 Jahren um ein Jahr zu jung, um zu kandidieren, doch niemand zweifelt, dass der Spross der berühmten Politikerdynastie künftig ein bestimmender Faktor im öffentlichen Leben des Landes sein wird. Schon jetzt mischt der Vorsitzende der pakistanischen Volkspartei kräftig mit und hat diese Woche den offiziellen Startschuss in den Wahlkampf für seine Partei gegeben.

Bereits im zarten Alter von 19 Jahren hat Bilawal 2007 den Vorsitz über die pakistanische Volkspartei angetreten. Übernommen hat er diesen Posten, nachdem seine Mutter, Benazir Bhutto, die von 1988 bis 1990 und von 1993 bis 1996 Premierministerin Pakistans war, ermordet worden war. Das Chefamt teilte er sich mit seinem Vater, Asif Ali Zardari, der Präsident des Landes ist.

Gewaltsame Tode und höchste politische Posten ziehen sich wie ein roter Faden durch die Familiengeschichte Bilawals. Sein Großvater, Zulfikar Ali Bhutto, wurde bei den ersten freien Wahlen Pakistans 1970 Ministerpräsident, nachdem er 1968 die Volkspartei gegründet hatte. 1977 wurde er von General Zia-ul Haq gestürzt und trotz internationaler Proteste auf dessen Befehl hin 1979 hingerichtet. Auch zwei von Bilawals Onkel sind unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Der Absolvent der englischen Eliteuniversität Oxford ist der einzige Sohn von Benazir Bhutto und Asif Ali Zardari, hat aber noch zwei jüngere Schwestern, Bakhtawar and Asifa.

Offiziell versuchen Politiker der Volkspartei, die Wahrnehmung Bilawals als Speerspitze der Partei zu zerstreuen, doch die Fakten sprechen eine andere Sprache. Abgesehen von seinem Posten als Parteichef, war es ihm auch bestimmt, den diesjährigen Wahlkampf zu eröffnen. Allerdings konnte er dies nicht wie geplant mit großem Tamtam und in aller Öffentlichkeit tun. Terrordrohungen der Taliban ließen ihn den Weg einer Videobotschaft wählen, um sich an seine Anhänger zu wenden. Diese wurde dann nicht nur über Videoplattformen im Internet verbreitet, sondern auch in allen vier Provinzen des Landes ausgestrahlt. Seinem Vater war es auch nicht möglich, für ihn einzuspringen, da es ihm von der Justiz verboten ist, hier politisch aktiv zu werden. Doch angeblich bestehen zwischen Vater und Sohn ohnedies Differenzen, was die politische Ausrichtung der Partei betrifft: Bilawal hätte gerne stärkere Antworten auf den Terror der Taliban und einen stärkeren Fokus auf die Jugend des Landes.