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Nach Super-G-Gold ist zur Halbzeit der Spiele der rot-weiß-rote Erfolg schon garantiert - und die Paradedisziplinen kommen erst.
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"GOLDschland" titelte die deutsche "Bildzeitung" in gewohnter Aufmachermanier angesichts der Medaillenflut für unser Nachbarland: Stand Freitag hatten die schwarz-rot-güldenen Athleten mit neun Mal Gold bereits zur Halbzeit das Ergebnis von Sotschi 2014 übertroffen. Weil die Deutschen in Pyeongchang alles in Grund und Boden springen, schießen, rodeln und kombinieren, ist Platz eins im Medaillenspiegel jetzt - und womöglich auch am Ende der Spiele - das logische Ergebnis. Dabei steht zu befürchten, dass die deutschen Alpinen eine peinliche Nullnummer liefern könnten, nachdem Felix Neureuther bekanntlich verletzungsbedingt ausfällt, Viktoria Rebensburg im Riesentorlauf an der Medaille vorbeifuhr und die hochgelobten Speed-Männer in Abfahrt und SuperG enttäuschten. Da hat es die (nicht nur) selbsternannte Alpinnation Nummer eins, sprich Österreich, deutlich besser. Dank der Goldenen von Marcel Hirscher und Matthias Mayer sind die 23. Winterspiele schon so gut wie in trockenen Tüchern. Gewiss auch atmosphärisch. Denn der eine holte seine erste überhaupt und errang damit den letzten Puzzlestein für eine perfekte Karriere; der andere rettete mit einer beherzten Fahrt die Ehre des nach der Abfahrtsschlappe angeschlagenen Speed-Teams. Hinzu kam am Freitag eine völlig unerwartete Bronzemedaille im Damen-Slalom durch Katharina Gallhuber.
Wenn man bedenkt, dass die Paradedisziplinen, in denen die ÖSV-Athleten heuer im Weltcup so erfolgreich waren, erst kommen, darf man noch einiges erwarten: in den Speed-Rennen der Damen sowie in Hirschers Leib-und-Magen-Rennen Riesentorlauf und Slalom.
Auch in den anderen Sparten hat der stramme Wind, der mitunter zu chaotischen Verhältnissen in den Olympiarevieren geführt hat, alle dunklen Wolken schon beseitigt: Die nordischen Kombinierer, die anfangs des Winters hinterhergesprungen und -gelaufen waren, haben ihre (Bronze-)Medaille durch Lukas Klapfer schon abgeholt. Auch die Biathleten, die ganz ohne Stockerlplatz nach Pyeongchang gereist waren, dürfen bereits ihr Hakerl unter den Edelmetallplänen setzen (Dominik Landertinger sei Dank).
Die größte Überraschung der Winterspiele waren aber aus rot-weiß-roter Sicht bisher die Rodler, die aus dem tückischen Eiskanal gleich einen kompletten Medaillensatz aus Gold (David Gleirscher), Silber (Peter Penz/Georg Fischler) und Bronze (Team-Staffel) schürften. Mit Glück und Können sollten auch die Snowboarder - in den Parallelrennen beziehungsweise im Big Air (Anna Gasser) - ihren Beitrag für das Olympiateam liefern können.
Bleibt nur zu befürchten, dass die ansonsten verlässlichen ÖSV-Adler diesmal einen Totalabsturz erleben - wie zuletzt in Salt Lake City 2002 und Calgary 1988. So bitter das auch wäre, es wäre für die Gesamtbilanz verschmerzbar: Denn wenn es nur noch zwei Mal Gold für Österreich gibt, wäre schon das Sotschi-Ergebnis (vier Titel) übertroffen und in der ewigen Medaillenbilanz der dritte Rang hinter Turin 2006 und Albertville 1992 erreicht. Denn schon jetzt befindet man sich mit den acht Medaillen vor den Spielen von Lake Placid 1980 und damit in der oberen Hälfte der ÖOC-Bilanz. Und es kann ja nur noch besser werden.