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Das Ministerium will doch tatsächlich die Ergebnisqualität unserer Spitäler überprüfen, mit einem gut durchdachten Qualitätsprogramm.
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Herr Erwin P. hat ein Dienstleistungsunternehmen. Was ihn von anderen unterscheidet, ist sein Monopol. Rund eine Million Menschen können gar nicht anders, als zu ihm zu kommen. Eine ähnliche Situation hat Herr Michael H. Zwar gibt es für die zwei Millionen "Abhängigen" noch kleinste Konkurrenten, die jedoch durch Geld unter Kontrolle zu halten sind. Den anderen Landeshauptleuten geht es nicht ganz so gut, aber unter 70 Prozent Marktanteil rutscht kaum jemand. Dafür sind die Konkurrenten (Bittsteller) von Gnadenakten (Subventionen) abhängig. Das reicht auch, um willkürlich agieren zu können.
Nun sollen die Dienstleistungen auf ihre Qualität kontrolliert werden. Schließlich will man seinen zunehmend unzufriedenen Untertanen sagen, wie spitze man ist. Die Lösung ist ein Ampelsystem: Anhand von noch zu entwerfenden Indikatoren wird festgelegt, wer gut, also im grünen Bereich arbeitet, wer im gelben und wer schon im roten. Letzteren soll geholfen werden sich zu verbessern. Ein Meilenstein (?)!
Als Grundlage werden Abrechnungsdaten verwendet. Diese sind aber grob verzerrt und für Qualitätskontrollen ungeeignet. Probe gefällig? In Oberösterreichs Spitälern gibt es weniger Rückenschmerzpatienten, dafür mehr mit Rückenmarksschäden. Für Letztere gibt es mehr Geld - ob das der Grund für diese unerwartete Diagnosehäufung ist? Oder sind die einfach anders krank/besser/schlechter?
Aber selbst wenn es gelingt, diese Verzerrungen zu entfernen, wer darf die Referenzen für rot, gelb, grün festlegen? Die Idee solcher Ampelsysteme, die einfach zu lesen sind, damit Patienten entscheiden können, stammt aus den USA, wo Spitäler sich, bei Teilnahme an solchen unabhängigen Programmen, Wettbewerbsvorteile versprechen. Auch in Deutschland wurden sie eingeführt - von privatisierten Spitälern, die es leid waren, von ihren öffentlichen Pendants als geldgierige Minderleister dargestellt zu werden. Ich frage mich, welche Funktion hat es bei uns? Schließlich gibt es keinen Wettbewerb! Und es soll ja auch keiner, schon gar nicht der Patient, zu sehen bekommen - nur der engste Kreis und nur die eigenen Ergebnisse!
Und da kommen wir zur Kontrolle! Ausgewählte Primarärzte sollen das tun und denen im roten Bereich helfen, sich zu verbessern. Und da fällt mir spontan Niederösterreich ein. Dort hat man, als die Ergebnisse eines ähnlichen Programms unerfreulich waren, diese einfach unterdrückt. Und als sie unerlaubterweise das Licht der Öffentlichkeit erblickten, hat man den Kontrollarzt - ein seit Jahren um Qualitätssicherung bemühter Primar - beschimpft und rausgeworfen. Gnadenlos! Warum soll das jetzt anders werden? Nur weil das vom überaus mächtigen Gesundheitsministerium kommt?
Es wird anders laufen. Die Referenzwerte werden solange gebogen und gequetscht, bis jedes Spital im grünen Bereich liegt. Erst wenn das, auch unter Zuhilfenahme unredlicher Methoden, erreicht ist, wird man in die Öffentlichkeit gehen. Und kontrollieren werden das nicht Ärzte - denn nach dem obigen Beispiel wird sich kaum einer für so einen Höllenjob finden, der mit Berufsverbot in ganz Österreich verknüpft sein könnte -, sondern weisungsgebundene Beamte, die nur die von oben zugelassenen Daten vergleichen. So ist bereits vor der Prüfung das Ergebnis bekannt und alle sind glücklich - im dann nachweislich besten Gesundheitssystem.
Dr. Ernest G. Pichlbauer ist unabhängiger Gesundheitsökonom und Publizist.