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"Man beobachte derzeit nicht, dass die Russen Chemiewaffen in die Ukraine brächten" ("Tagesschau").
"Russen bereiten Großoffensive vor" ("Focus").
"Die Russen hätten versucht, die Leichen der Frauen zu verbren-
nen . . ." ("Kurier").
Das sind nur drei Beispiele von hunderten, und ich garantiere keineswegs dafür, dass etwas Vergleichbares nicht auch im eigenen Stall passiert wäre.
Man neigt, gerade im Journalismus, zu Verkürzungen, zu Zuspitzungen. Doch schnell ist man dann mittendrin in der Sprache des Krieges und macht eine ganze Nation zur mordenden Horde. Deshalb sind gerade in diesem Fall die Verkürzungen nicht statthaft.
Speziell als Deutscher und als Österreicher hat man manch Erfahrung mit diesen Verkürzungen: "Die Deutschen" seien, ebenso wie "die Österreicher", Nationalsozialisten gewesen. Später hätten "die Österreicher" Kurt Waldheim gewählt.
Waldheim ist eine Kleinigkeit dagegen, einem ganzen Volk, nämlich "den Russen", einen bestialischen Krieg zu unterstellen. Als gäbe es nicht auch Russen, die sich der großen Geschichte und Kultur ihrer Nation bewusst sind und aus diesem Grund mit Wladimir Putin nichts zu tun haben wollen. Man sollte auf die Verwendung der Wörter achten: Man sollte nicht, indem man von "den Russen" spricht, den Kriegsherren Putin zum Repräsentanten seines ganzen Volkes erheben. Man sollte, indem man differenziert, jene Russen adeln, die sich von Putin abwenden. Denn sie sind Russlands größte Hoffnung.