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Die Staatskünstler

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Ob sie sich kennen, ist nicht verbürgt, am Dienstag standen jedenfalls Alfons Mensdorff-Pouilly und Wolfgang Flöttl zwar nicht gemeinsam, aber jeweils vor einem Richter. Beides war erheiternd. Flöttls Freispruch beispielsweise. Immerhin tritt er in der feinen Gesellschaft der USA immer noch in Erscheinung, auch als Mäzen, obwohl er doch hierorts als mittellos gilt. Der "verdeckte Berater" Mensdorff-Pouilly wiederum vermag uns noch mehr zu erfreuen. Er sei zu blöd für komplizierte Firmengeflechte in Steueroasen, sagte er. Und wusste gar nicht, dass er an manchen Firmen beteiligt sei.

Jedenfalls wären beide ein Gewinn für die TV-Sendung "Wir Staatskünstler". Robert Palfrader und Florian Scheuba können sich Schmähs einfallen lassen bis zum Abwinken, gegen die beiden kommen sie nicht an. Die Leichtigkeit, mit der Mensdorff-Pouilly durch die Einvernahmen tänzelt, ringt Bewunderung ab. Sein Satz zur Briefkastenfirma Foxbury - "Mag sein, dass die Konstruktion so gewählt war, dass sie mir gehören soll" - gehört zum Feinsten, was in Gerichtssälen zuletzt zu hören war. Flöttls Zerknirschung, weil wegen der kaputten Computerfestplatte die gesamte Dokumentation zu den Bawag-Spekulationen "leider" verloren ist, wirkt zwar plumper, der Effekt aber war überwältigend: Das Gericht glaubte ihm. Walter Maischbergers "Was war mei Leistung?" schmiert dagegen ab wie eine nordkoreanische Rakete.

Beide sind echte Staatskünstler. Flöttl parlierte zeitlich günstig mit Finanzminister Karl-Heinz Grasser auf Julius Meinls Yacht. Mensdorff-Pouilly versammelte für ihn wichtige Teile der Republik bei schottischen Jagden, getreu dem Motto: Eigentlich bin ich unterbezahlt.

Ob sich auch Flöttl unterbezahlt fühlt, ist nicht überliefert. Aber er kann seine Aussagen ja als Serien-Drehbuch gewinnbringend verwerten. Der ORF hat eh Quotenprobleme. Mensdorff-Pouilly wird nicht direkt helfen können, er ist im Quatschen besser als im Schreiben. Aber er kennt vielleicht einen Ghostwriter für Flöttl. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten. "Verdeckte Berater" mit Sitz im Südburgenland kassieren für solche Vermittlungen üblicherweise Geld. Aber wie soll ein mittelloser Ex-Spekulant Geld an eine Briefkastenfirma auf den Jungferninseln überweisen, deren Existenz ihm selbst völlig schleierhaft ist? Kleiner Tipp (gratis): Hilfe bieten Investment-Staatskünstler in Salzburg und Niederösterreich.