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Die staatsnahen Betriebe präsentieren sich als Großbaustelle

Von Hermann Sileitsch

Analysen

Als Peter Michaelis im Dezember 2007 für weitere drei Jahre als nunmehriger Alleinvorstand der staatlichen Beteiligungsholding ÖIAG im Amt bestätigt wurde, prophezeiten ihm manche eine eher geruhsame Zukunft. Zum einen hielt die ÖIAG nur mehr an einem einzigen börsenotierten Unternehmen eine Mehrheit - nämlich an der Post AG, mit 51 Prozent.


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Zum andern lag weder für die Post, noch für die anderen Beteiligungen - Austrian Airlines, Telekom und OMV - ein Privatisierungsauftrag seitens der Regierung vor.

Im März 2008 galt die AUA noch als "saniert"

Und, nicht zu vergessen: Die AUA steuerte Ende 2007 auf ein vermeintliches Jubeljahr 2008 zu - schließlich zeichnete sich ein Jahresergebnis ab, das als Turn-around gefeiert werden würde. Noch anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-Jahr-Jubiläum der Fluglinie im März 2008 hieß es schließlich von AUA-Chef Alfred Ötsch, die rot-weiß-rote Fluglinie sei "saniert".

Und auch Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer schwor die AUA damals auf einen "Kurs der Unabhängigkeit und Selbständigkeit" ein.

Bild hat sich binnen Monaten gewandelt

Wie sehr hat sich dieses Bild in nicht einmal zwölf Monaten seit Michaelis´ Wiederbestellung gewandelt: Die vermeintlich sanierte AUA schockte mit immer horrenderen Zahlen, sodass aus dem Gebot der Eigenständigkeit binnen weniger Monate ein Notverkauf wurde.

Zugleich ringt auch die Post um ihre Strategie für die Zeit nach der völligen Liberalisierung des Marktes: Schon auf die Freigabe der Paketzustellung war der Ex-Monopolist denkbar schlecht vorbereitet gewesen. Der deutsche Paketdienstleister Hermes, eine Tochter des Otto-Versandes, konnte der Post auf Anhieb die Großaufträge der Versandhäuser Otto, Quelle und Universal abluchsen.

Endgültig eng wird es für die Post ab 2011, wenn private Konkurrenten Briefe aller Art transportieren dürfen - und die Post damit in jenem Feld frontal attackieren, das ihr bisher noch einen Großteil ihrer Gewinne sichert. Ungeachtet dessen, dass ihr große Geschäftsbereiche wegbrechen, wird von der Post aber erwartet, dass sie unverändert an den Jobs und dem Filialnetz festhält - eine Rechnung, die nicht aufgehen kann.

Ähnlich das Dilemma der Telekom Austria: Auch ihr brechen durch den Kundenschwund im Festnetz große Teile des Geschäftes weg. Es wird ihr aber weder ermöglicht, eine Investitionsoffensive zu starten (Stichwort Glasfaserausbau), noch auf wettbewerbsfähige Größe zu schrumpfen: Hier ist weiter ungeklärt, was mit den unkündbaren Beamten passieren soll. Sollen die in einen Beamtenpool kommen?

Michaelis avanciert zum Buhmann der Nation

"Die Post darf nicht zur AUA werden", mahnt SPÖ-Chef und Infrastrukturminister Werner Faymann. Damit hat er zweifellos recht: Freilich wurde die AUA nicht zuletzt dadurch zum Absturz gebracht, dass ihr viel zu lange ein Alleinflug als Strategie diktiert wurde. So hat es Faymann aber nicht gemeint: Er kritisiert das Management für den geplanten Stellenabbau.

Ein ruhiges Jahr wurde 2008 für Peter Michaelis also beileibe nicht. Aber auch, wenn er zum Buhmann der Nation zu werden scheint: Mehr noch als Missmanagement oder eine vermeintlich chaotische Privatisierung schaden der AUA, Post und Telekom politische Aufträge, die keine Rücksicht auf Konjunktur, Wettbewerb und Marktumfeld nehmen.