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Die Stadt der Blumen

Von Nadja Traxler-Gerlich

Politik

Über Rumänien wissen die Österreicher meist nur Plakatives. Noch in kommunistischen Zeiten sind manche ans Schwarze Meer auf Urlaub gefahren, das war schön, über die Probleme und die unendliche Armut erfuhren sie damals wenig. Dann die Wende: Ceausescu wurde gestürzt, der heutige Präsident Iliescu wurde zum ersten freien Präsidenten Rumäniens gewählt, die TV-Bilder der Kinder in den rumänischen Waisenhäusern sind uns heute noch in Erinnerung. Und dann gibt es da noch Dracula - Rumänien das Land der Vampire. Wie es in Siebenbürgen heute aussieht erzählt der "Wiener Zeitung" Dorin Florea, engagierter Bürgermeister von Tirgu-Mures.


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Seit 1996 ist Dorin Florea, Bürgermeister des Munizipiums (Stadtkreises) Tirgu-Mures. Unabhängig vom EU-Beitrittswunsch Rumäniens hat er in den letzten acht Jahren begonnen, seine Stadt und die Region "nach außen zu öffnen". "Der EU-Beitritt ist für uns als Land ein wichtiger Schritt in eine Zukunft als demokratischer Staat in Europa", so Florea im Gespräch. "Als Bürgermeister versuche ich für die Bürger der Stadt und der umliegenden Regionen da zu sein, Tirgu Mures liegt im Herzen Rumäniens, sehr zentral. Die Verkehrsanbindung ist gut, wir haben einen eigenen internationalen Flughafen."

Dorin Florea will den Österreich-Besuch - er gehört der Delegation um Präsident Ionescu an - dazu nutzen auf kommunaler Ebene die Beziehungen auszubauen. "Gerade die städtischen, kommunalen Partnerschaften mit Westeuropa haben der Stadt wieder zu wirtschaftlichem, kulturellem und finanziellem Aufschwung verholfen", so der Bürgermeister. Aber es ist noch viel zu tun in der 165.000-Einwohner-Stadt an den Ufern des Flusses Mures in der Mitte der Siebenbürgischen Hochebene (Transsilvanien). Bram Stocker's Dracula alleine hilft da nicht.

"Seinen Ursprung hat Tîrgu-Mures als Marktstadt, erste schriftliche Bescheinigungen stammen aus dem Jahr 1300. Das spiegelt sich auch im Namen der Stadt wieder, der ja nach Nationalität benutzt wird", so Dorin Florea. Auf rumänisch "Tîrgu-Mures", "Marosvásárhely" ungarisch oder deutsch "Neumarkt am Mieresch". Mit dem Bau der Eisenbahnverbindung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand die neue Stadt. Während der kommunistischen Ära wurde die Stadt stark industrialisiert und die Einwohnerzahl stieg rasch an. "Tigur Mures soll wieder ihrem Beinamen als 'Stadt der Blumen' gerecht werden", sieht der Bürgermeister seine Augabe. "Modernisierung und Investition in die Großbetriebe der Stadt ist einerseits wichtig, um ein ökologisch verträgliches Umfeld wieder herzustellen", so der Arzt Florea, "und um unseren gut ausgebildeten Bewohnern künftig einen Arbeitsplatz zu bieten. Stabilität bringt Ruhe, Demokratie und Sicherheit in die Stadt zurück." Tirgu-Mures hat mehrere Universitäten sowie ein Theater, eine Staatsphilharmonie und Museen. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren weit geöffnet, um wirtschaftlich interessant zu werden.