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Die Stange gibt’s nimmer lange

Von Christina Böck

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Da sieht man wieder, was für eine "Insel der Seligen" Österreich doch ist. Während in den USA nun bereits das Museum of Modern Art, das Smithsonian und das Guggenheim ein drakonisches Verbot ausgesprochen haben und in London die National Gallery nachgezogen hat, kann man in Wiener Museen noch völlig unbehelligt mit dem Selfie-Stick hantieren.

In Paris wird es langsam auch eng für Freunde der Autofotografie. In Versailles wird man schon mehr oder minder höflich aufgefordert, seine Stange stecken zu lassen. Im Louvre sind die Teleskopstangen, die Selbstporträts mit dem Handy erleichtern, noch erlaubt. Aber wie lange noch? Ein Verbot an diesem Ort wird die Gemeinden der Sozialen Medien am meisten schmerzen, sind doch Selfies vor der Mona Lisa eine besonders begehrte Trophäe. Es gibt übrigens eigene Bildblogs, wie museumselfies.tumblr.com, die sich allein den mitunter durchaus ausgefeilten Kunstgenuss-Dokumenten widmen.

Nebenbei gesagt: Die Museen in London sind sich nicht ganz einig über den Umgang mit Selfie-Sticks. Die Tate Gallery etwa meinte, sehr frei übersetzt, solange niemand mit seiner Stange einem anderen Besucher eins auf die Rübe gebe, sähe man das Phänomen relativ entspannt.

Nun könnte man natürlich als Argument gegen die Sticks auch anführen, dass man einfach andere Besucher fragen könnte, ob die ein Foto von einem machen könnten. Aber reale soziale Interaktion ist ja heute sowieso überbewertet. Andererseits kann man auch so ins Gespräch kommen: "Ist das ihr Selfie-Stick oder freuen sie sich, mich zu sehen?"