Die "Schule des Monats" liegt im Mai in der Oststeiermark. | Bakip Hartberg bereitet sorgfältig auf berufliche Praxis vor. | Hartberg/Wien. Die laut Eigendefinition "freundliche Schule mit Zukunft", die Bakip Hartberg, für den Mai 2008 von der Jury der "Wiener Zeitung" zur "Schule des Monats" gewählt, vermittelt auch an trüben Tagen freundliche Stimmung: große Sportanlagen, die mit anderen Schultypen im Bundesschulzentrum geteilt werden, breite Gänge mit Schautafeln.
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Die Bakip ist eine berufsbildende höhere Schule mit Maturaabschluss nach fünfjähriger Ausbildung in Kindergartenpädagogik und Horterziehung. Ob man unabhängig voneinander Eltern, Lehrer oder Schüler auf die Stärken der Schule anspricht, die Antworten sind gleich. "Es gibt ein gutes Miteinander von Direktor, Schülern, Lehrern und Eltern", betont Elternvereinsobmann Alfred Glatz, auch Elternvertreterin Martha Raser versichert: "Alle Probleme lassen sich ausreden, immer wird eine für alle passende faire Lösung gefunden." Auch Margarete Kury hat die Bakip Hartberg "immer nur von der positiven Seite erlebt. Die Schüler werden gerade in einem schwierigen Alter gestützt und unterstützt."
Das Schulklima veranlasst Horst Pichler, der Biologie lehrt und die - anerkannt gute - Homepage betreut, seit 25 Jahren von seinem Wohnort Graz nach Hartberg zu pendeln: "In unserem Lehrkörper kann jeder mit jedem reden." Was die Schule noch auszeichne, sei "Geduld": Man lasse Schüler, von denen andere Schulen sich vielleicht rasch trennen würden, nicht fallen; das trage oft nach Jahren Früchte.
Didaktik-Lehrerin Michaela Preiss ist es ein Anliegen, dass die Lehrer den Schülern vorbildhaft Humanität und Sozialkompetenz vorleben. Der katholische Religionslehrer Gerhard Hagen hat erhoben, dass die Schüler vor allem die gegenseitige Wertschätzung der Schulpartner positiv erleben: "Die Visitenkarte einer Schule ist, wie die Lehrer im Konferenzzimmer über die Schüler reden - bei uns können die Schüler da ruhig zuhören."
Schulsprecherin Theresa Jobst lobt: "Jeder Lehrer ist für alles offen, es wird alles ausdiskutiert, ich war ein Jahr in einer HAK, dort war das ganz anders." Dem Maturanten Benjamin Morkos aus der winzigen (aber leicht wachsenden) Minderheit der Burschen an der Schule, hat die Vielzahl von Aktivitäten und Zusatzangeboten zum Unterricht "super getaugt", vor allem ein Austauschprojekt mit einer polnischen Schule.
Erfolgreichem Zweig droht Einsparung
Natürlich hat die Schule auch Wünsche und Sorgen. So sieht Ulrike Adelmann, zuständig für das Qualitätsmanagement, ein Problem darin, dass einerseits Individualisierung angesagt ist, anderseits aber eine Zentralmatura im Gespräch ist. Michaela Preiss bedauert, dass der Bestand des erfolgreichen Zweiges "Interkulturelle Friedenserziehung" durch den Druck der Schulbehörde, Werteinheiten einzusparen, gefährdet ist.
Direktor Rupert Wagner, der selbst Bewegungserziehung und Geschichte lehrt, verweist darauf, dass die Schule locker jährlich drei Klassen eröffnen könnte, aber das nicht immer darf, weil ihr insgesamt nur zwölf Klassen zugestanden werden. Die Zahl von 25 Schülern pro Klasse müsse oft überschritten werden.
Die Ausbildung sei "beinhart", mit viel Praxis und Zeitaufwand ab dem ersten Schuljahr, betont Wagner. Sie biete gute Berufsaussichten, vor allem in Wien würden die Hartberger Absolventen gerne genommen.
Eltern und Schüler haben offenbar durch diese Schule ihre soziale Ader entdeckt und wünschen zusätzliche Mittel vor allem für die Lehrerinfrastruktur: "Die müssen in ihrem Konferenzzimmer auf unglaublich engem Raum arbeiten", zeigt Benjamin Morkos Mitleid.