Moskau · Ljudmila Putina hat sich bisher diskret im Hintergrund gehalten. Zwei Tage nach dem Sieg Wladimir Putins bei den Präsidentschaftswahlen waren vom Kreml noch keine biographischen | Angaben über die Frau an seiner Seite zu beziehen, die bei seiner Vereidigung Anfang Mai zur First Lady Russlands wird.
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Doch in einem jüngst veröffentlichten Buch mit Interviews ihres Mannes verrät die ehemalige Stewardess, die mehrere Fremdsprachen spricht, einige Details aus ihrem Privatleben, so auch ihre erste
Begegnung mit dem zukünftigen Präsidenten.
Bisher ist unbekannt, ob die 43-Jährige in den kommenden Jahren eine öffentliche Rolle im Stil von Raissa Gorbatschowa spielen oder sich wie Naina Jelzina eher im Hintergrund halten wird.
Bei ihren ersten öffentlichen Auftritten als Gattin des Interimspräsidenten zeigte sie noch einige Schwierigkeiten, sich auf die neue Rolle einzustellen. Das Ehepaar Putin habe sich offenbar in
seiner Haut nicht sehr wohl gefühlt, urteilten Beobachter nach dem Empfang für den britischen Premierminister Tony Blair und dessen Frau Cherie im März in Sankt Petersburg. Politik habe sie "niemals
interessiert" verriet Ljudmila in dem Buch "In der ersten Person", mit dem Putin kurz vor der Wahl Einblicke in seine Vergangenheit eröffnete.
Wie groß die Distanz Ljudmila Putinas zur Politik ist, verriet die seriöse, regierungsnahe Tageszeitung "Nesawissimaja Gaseta" am Dienstag: "Als sie von Jelzins Rücktritt und der Berufung ihres
Mannes erfuhr, hat sie lange geweint, weil sie wußte, dass ihr Privatleben nun zu Ende war", schrieb das Blatt über die neue First Lady. Für die 43-jährige Mutter zweier Töchter · Mascha, 14, und
Katja, 13 · ist das Leben in der Öffentlichkeit ein radikaler Bruch mit ihrem bisherigen Lebenslauf. Aufgewachsen ist sie in der Militärsperrzone Kaliningrad, dem früheren Königsberg. Nach einem
abgebrochenen Studium an einem technischen Institut arbeitete Ljudmila Alexandrowna als Stewardess auf sowjetischen Inlandsflügen.
Das künftige Präsidentenehepaar lernte sich im Theater Lensowjet in Leningrad kennen. Eine Arbeitskollegin hatte sie zu einer Vorstellung des Komikers Arkadi Raikin dorthin eingeladen; die Karten
hatte Putin über Beziehungen besorgt. Der erste Eindruck, den sie von ihrem fünf Jahre älteren, zukünftigen Ehemann hatte, war offenbar nicht überwältigend: "Er war sehr einfach gekleidet, ich würde
sogar sagen ärmlich, er war so unauffällig, dass ich ihn auf der Straße nicht bemerkt hätte. "Wolodja" (Kosename von Wladimir) stellte sich als Mitarbeiter der Kriminalpolizei vor. Erst viel später
erzählte er Ljudmila, dass er beim KGB war.
Dreieinhalb Jahre später heirateten die beiden und zogen zu Putins Eltern. Ljudmila erzählt, wie überrascht sie gewesen sei, als Wladimir, der sich selbst als "verträglich, schweigsam, zuweilen etwas
direkt und provozierend" beschrieb, um ihre Hand anhielt. Kurz zuvor hatte sie noch geglaubt, er wolle sich von ihr trennen.
Nach ihrer Heirat kehrte Ljudmila an die Universität zurück, wo sie Französisch und Spanisch studierte. Deutsch lernte sie dann während der Entsendung ihres Mannes in die DDR, wo er zwischen 1985 und
1990 für den KGB arbeitete.
In dem Buch erzählt Ljudmila auch von ihrer schwierigen Rückkehr in die UdSSR, einem Autounfall, der sie lange ans Krankenbett fesselte, und den Jahren in dem inzwischen wieder in Sankt Petersburg
umbenannten ehemaligen Leningrad, wo ihr Mann 1994 zum stellvertretenden Bürgermeister ernannt worden war. Als Wladimir ihr 1998 ankündigte, dass er zum KGB, der nun FSB hieß, zurückkehren würde, war
Ljudmila alles andere als glücklich. Nur zu gut erinnerte sie sich an die Geheimdienstzeiten, als "wir ein sehr abgeschiedenes Leben führten". Damals hieß es: "Geh dort nicht hin, sag nichts zu
niemandem, pflege keine Kontakte mit diesem oder jenem..."
Und wie beurteilt Ljudmila die atemberaubende Karriere ihres Mannes? Ihre Bewunderung für ihren Mann verhehlt sie nicht: "Ich habe immer gedacht, dass man bei Wolodja mit so etwas rechnen muss."